von Karl Affenzeller
Der am 23. Juni 1891 in Freistadt geborene Josef Breslmayr, war im 1. Weltkrieg Angehöriger des oberösterreichischen k. u. k. Infanterieregiments Nr. 14 „Ernst Ludwig Großherzog von Hessen und bei Rhein“. Als Leutnant in der 1. Kompanie des X. Feldbataillons, welches an der Front stets als selbstständiges Bataillon eingesetzt war, nahm Josef „Sepp“ Breslmayr an den schweren, verlustreichen Kämpfen gegen die italienischen Truppen in den Bergen Südtirols teil. Bald nach Kriegsausbruch 1915, entwickelten sich dort die fast klassisch zu nennenden Formen der Kriegsführung im Hochgebirge: Wer als erster die Gipfel, Kämme, Hochplateaus und Pässe besetzen konnte, der hielt diese Region. Die Angriffe wurden oft bei Dunkelheit oder Schlechtwetter durchgeführt, um das Überraschungsmoment zu nutzen. Kam es dann zum Nahkampf, wurde mit Gewehrkolben, Messern und Spaten, Mann gegen Mann gekämpft.
Im Winter gab es schwere Verluste durch Schneelawinen, viele Tote konnten nicht geborgen werden, weil Lawinen sie nicht freigaben. Waren für die Soldaten Unterkünfte aus Holz vorhanden, mussten diese meist mit Drahtseilen im Fels verankert werden, dadurch war im Hochgebirge die Gefahr eines Blitzschlages enorm. Die Hütten waren zudem sehr steinschlag- und lawinengefährdet.
Trotz dieser heutzutage kaum vorstellbaren Gefahren und Schwierigkeiten, errangen die Soldaten des X. Bataillons gegen den oft übermächtigen Gegner bemerkenswerte militärische Erfolge. So am Monte Coston, in der Gletscherwelt des Adamello und im Rahmen der „Mai-Offensive“ im Jahr 1916, bei der Kadett Breslmayr am 4. Juni südwestlich von Arsiero einen Durchschuss des linken Oberarmes erlitt. Nach einem Aufenthalt im Garnisons-Spital Linz, wurde ihm ein Genesungsurlaub in seiner Heimatstadt Freistadt genehmigt.
Am 1. August 1916 wurde der bereits am 22. Juni zum Fähnrich avancierte Josef Breslmayr zum Leutnant der Reserve befördert. Das Bataillon X/14 stand vom 17. Juli 1916 bis 1. Juni 1917 im Val Sugana, am Monte Civaron und in der Coalba- Schlucht. Am 12. Februar 1917 überfielen Teile des Bataillons die gegnerische Stellung am Colazzo und überwältigten die Besatzung.
Eine herausragende militärische Leistung der 1. Kompanie, an der Leutnant Breslmayr großen Anteil hatte, war die Erstürmung der Kote 2007 im Gebiet Lepozza-Ortigara in der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 1917. Dazu Bataillon-skommandant Major Béla von Szilley im Vormerkblatt für die Qualifikations-beschreibung betreffend Leutnant Breslmayr: „Ein braver, schneidiger und in jeder Lage verlässlicher Offizier!“
Im zu Ende gehenden Jahr 1917 kämpfte das X./14 um den stark verteidigten Monte Meletta. Die Zahl der Gefallenen war dort nicht nur durch das Abwehrfeuer der Italiener, sondern auch durch die Schneestürme und Lawinen erschreckend hoch. Am 26. Jänner 1918 kam das X./14 zum neuerrichteten Infanterieregiment 114. Als II. Bataillon des Regiments bestand es den Endkampf am Col del Rosso und auf dem Cima del Melago.
Im Herbst desselben Jahres musste sich das Bataillon langsam absetzen. Nach dem Bekanntwerden des Waffenstillstandes anfangs November, das Bataillon bestand nur mehr aus zwei Kompanien, versuchte die Truppe so bald als möglich ihre Heimatgarnison zu erreichen. Am 12. November um 10 Uhr vormittags, kehrten die Reste des I. R. 114 mit der Bahn nach Linz zurück.
Josef Breslmayr, Beamter der Sparkasse in Freistadt und spätere Direktor dieses Geldinstituts, war dann in der Zwischenkriegszeit Obmann des „Hessenbundes“ in unserer Stadt.
Im Laufe des Krieges an Leutnant Breslmayr verliehene „Allerhöchste“ Auszeichnungen und Belobungen, soweit Unterlagen vorhanden:
- „Signum Laudis“ mit Schwertern, 1916
- Militärverdienstkreuz 3. Klasse mit Schwertern, 1917
- Tapferkeitsmedaille des „Hessen-Regimentes“, 1917
- K. T. - Kreuz, Regiments-Befehl, 14. 7. 1917
Quellen:
- Qualifikationsbeschreibung Josef Breslmayr: Staatsarchiv Wien
- Rödhammer, H.: Oberösterreichische Wehrgeschichte, Linz: Kulturverein Schloss Ebelsberg 1985
- Von Lichem: H.: Tiroler Hochgebirgskrieg, 1915 – 1918 im Luftbild. Berwang/Tirol: Steiger 1989
- Fotografien und Dokumente von Frau A. Pammer: Archiv Schlossmuseum Freistadt
Objekte:
- Hintergrundbild: Karstgebirge beim Isonzo
- Handschriftliche Befehle an Leutnant Breslmayr von seinen Vorgesetzten
- Diverse Aufnahmen aus den Einsatzgebieten Breslmayrs
Autor: Karl Affenzeller
Der Krieg in der Stadt. Freistadt 1914-1918 - Eine Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum vom 28. Juni bis 24. August 2014.