Die evangelische Kirche

Bis 1939 gehörte die evangelische Gemeinde Marchtrenk zu drei Kirchengemeinden: der östliche Teil zu Thening, der nördliche Teil zu Scharten, der südliche und westliche Teil zu Wels. Die evangelischen Schüler besuchten zum Großteil die evangelische Schule in Jebenstein, vereinzelt auch die Marchtrenker Gemeindeschule.

Nach 1945 gab es zur religiösen Betreuung Bibelstunden in umliegenden Bauernhöfen. Um einige zu nennen: Schaffrath in Kappern, Rittenschober in Niederperwend, Wiesleitner in Schafwiesen. Ab September 1948 fanden die ersten Gottesdienste im Saal des Gasthauses Schrangl, im Gasthof Pölzl und im neu erbauten Kinosaal statt. Schwester Emma Bernard leitete den „Mädelkreis“ der konfirmierten Mädchen im Gasthaus Roitmeier. Die Welser Pfarrer Leibfritz, Wesenick und Obracai betreuten von Wels aus die Marchtrenker Protestanten. Taufen, Konfirmationen und Hochzeiten wurden zumeist in Wels gefeiert. Nach Wels in die Kirche fuhr man in überfüllten Zügen, mit dem Pferdewagen oder man ging zu Fuß.

Ende 1954 wurde in der Pfarrgemeinde Wels das Statut der Filialgemeinde Marchtrenk beschlossen. Marchtrenk wurde nunmehr offizielle Predigtstation. Ein Bauausschuss – mit den treibenden Kräften Pfarrer Leibfritz und Herrn Beitelmair aus Perwend – erwarb einen Baugrund und es wurde mit der Planung für ein Gemeinde- oder Bethaus, nebst dazugehörendem Pfarrhaus begonnen.

Eine Besonderheit waren die Begräbnisse in Marchtrenk: Da am Pfarrfriedhof nur Katholiken bestattet werden durften, mussten die Evangelischen ihre Toten in Wels, Scharten oder Thening begraben lassen. Es wurde daher zu Beginn der 1960er Jahre im Gemeinderat die Errichtung eines Kommunalfriedhofs für alle Marchtrenker beschlossen. Die Einweihung erfolgte am 31. Oktober 1961. Die meisten evangelischen Gräber in den genannten Umlandgemeinden wurden zwischenzeitig aufgelassen.

Autor: Reinhard Gantner, 2015

Nach dem Krieg. Marchtrenk 1945-1955. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 11. bis 15. September 2015 im Volkshaus Marchtrenk.