Katholische Kirche 1950

Die Glockenweihe am 19. März 1950

Die neuen Glocken wurden am 2. März 1950 in St. Florian gegossen, wo dem seltenen Ereignis des Glockengusses auch eine Anzahl Marchtrenker mit größtem Interesse beiwohnten. Die Vorfreude auf das Ereignis der Glockenweihe spiegelt sich in dem Bericht der Welser Zeitung von 17. November 1949 wieder:

Marchtrenk bekommt Glocken! Seit dem unglückseligen Kirchenbrand im Jahre 1940, da die Pfarre Marchtrenk in der letzten Februarnacht mit einem Schlag Turm und Glocken, Uhr und Orgel verloren hat, sind nun fast zehn Jahre vergangen und seither hat Marchtrenk auch kein Geläute mehr. Es war die erste Pfarre des Landes, die in dieser Zeit und auf so tragische Weise ihre Glocken verlieren musste, auch der massive Glockenstuhl ist damals verbrannt. Doch mit vereinten Kräften und mit vielen Opfern und manchen Gefahren, besonders für den geistlichen Pfarrherrn in kirchenfeindlicher Zeit, ist der Turm schon ein Jahr nach dem Brande wieder neu erstanden und hat die Kirche ein neues Dach bekommen, wurde neu ausgemalt und erhielt auch eine neue Uhr und eine neue Orgel. Nach all dem sollen nun auch die ersehnten Glocken kommen. […] So […] werden die neuen Glocken im kommenden Frühling gerade auf Ostern ihr frohes, festliches Auferstehungslied erklingen lassen.

Die Begeisterung der (Pfarr)Bevölkerung über dieses „Event“ lässt sich in dem stimmungsvollen und lebendigen Bericht der Welser Zeitung vom 30. März 1950 nacherleben:

6000 begrüßen Marchtrenker Glocken

"Bald nach Mittag strömten von allen Seiten her große Scharen auswärtiger Gäste Marchtrenk zu. Um 2 Uhr nachmittags setzte von der Sternmühle aus ein langer Festzug in Bewegung. Eröffnet von strammen Vorreitern auf stolzen Rossen, dann die Schuljungen mit dem Lehrkörper, Pfarrjugend, weiße Mädchen, Goldhaubengruppen von Wels und Marchtrenk, Frauen aus allen Ständen im lieben alten Kopftuch, Musik und Feuerwehr von Marchtrenk und Kappern, Ämter, Behörden, Geistlichkeit und Ehrengäste. Es war ein gewaltiger hier nie gesehener Zug, der da auf die Hauptstraße einbog, auch welcher Dank des großen Entgegenkommens des Herrn Bezirkshauptmannes und der anderen zuständigen Stellen, der gesamte Verkehr über die Bahnhofstraße umgeleitet wurde. Die brave Gendarmerie, verstärkt durch das Bezirkskommando von Wels, hat mit der Feuerwehr für die Aufrechterhaltung der Ordnung musterhaft Dienst gemacht. Der Festzug geleitete die vier neuen Glocken im Festgewand – 3040kg schwer – auf herrlich geschmückten Wagen durch den reich beflaggten Ort zum Festplatz, wo sich einen nach tausenden zählende Menschenmenge – gegen 6000 Besucher – eingefunden hatte.

Freudig bewegt hielt geistl. Rat Höltinger seine Begrüßungsansprache in dieser hochfestlichen Stunde und begrüßte als Pfarrer von Marchtrenk die Festgäste von nah und fern, im besonderen die Patronatsherrin von Marchtrenk, Prinzessin Henriette von Thurn und Taxis mit Altgraf Salm von Steyregg, den Bezirkshauptmann von Wels, Hofrat Baron von Gartner-Machtenhofen, den Konsekrator des neuen Geläutes, Prälat Petrus Trefflinger, Abt des Stiftes Lambach, den Festprediger Dechant Lang von Wels mit dem zahlreichen erschienenen Klerus, darunter Ehrendomherr Starzinger von Schärding. Speziell begrüßte der Pfarrherr auch den Bürgermeister von Marchtrenk mit den Vertretern der Gemeinde und betonte bei dieser festlichen Gelegenheit das stets gute Einvernehmen mit diesem.

Er verband damit auch nochmals ein herzliches Vergelts Gott allen hochherzigen Gönnern und edlen Spendern, die dieses herrliche Geläute durch ihre Opferbereitschaft zur Ehre Gottes und zur Erbauung und Freude aller Pfarrangehörigen und der kommenden Generationen ermöglich haben. Nach der Aufforderung, auch weiterhin immer in Eintracht und Frieden treu zusammen zu stehen, schloss der Pfarrherr seine Begrüßung mit dem innigen priesterlichen Wunsch: Gott schütze und segne meine liebe Pfarre Marchtrenk!

[…] wurden, wie die Gebete und Erläuterungen der heiligen Handlung (Kaplan Hirscher, Wels) durch Lautsprecheranlagen (Neubauer, Wels) übertragen, sodass die fast unübersehbare Menschenmenge auf dem Festplatz der Weihe und der eindrucksvolle Glockenpredigt von Dechant Lang mit großer Andacht und Aufmerksamkeit gut folgen konnte.

Ein von allen Gläubigen gesungenes feierliches Tedeum mit heiligem Segen beschloss das große Fest, das sicher allen unvergesslich bleiben wird.

Das rührige Glockenkomitee, voran der hochverdiente Obmann Franz Köllerer, sieht sich mit allen Spendern reichlich entschädigt für alle Mühen und Opfer um unsere neuen Glocken, die nun eine lange und glückliche Friedenszeit einläuten mögen!"


(Welser Zeitung vom 30. März 1950)

Autor: Reinhard Gantner, 2015

Nach dem Krieg. Marchtrenk 1945-1955. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 11. bis 15. September 2015 im Volkshaus Marchtrenk.