Gewürzmühle
(„Pfeffermühle“)

Kappern 16 (Kappern 23)
Heutiger Besitzer: Fam. Brunner


Diese Pfeffermühle mit Gewürzstampf, die 1867 errichtet wurde, gehörte immer zu der Lipplmühle.

Am 26. 02. 1877 pachtete Hr. Franz Hofwimmer (Thalmair-Vater) und in weiterer Folge sein Sohn Karl und später kurzzeitig Sohn Max, die Mühle. Die Gattin von Franz Hofwimmer stammte von der Aumühle ab.

Die Pfeffermühle und der Gewürzstampf wurden beide mit 1 Wasserrad betrieben.

Der Gewürzstampf bestand aus einer Eichenholzwelle, die vom Wasserrad angetrieben wurde. An dieser Welle waren sog. „Tatzen“ angebracht, die abwechselnd 12 paarweise angeordnete 20 kg schwere „Holzstampfen“, auch „Schießer“ genannt, bewegten. Die mit Stahl beschlagenen Stampfspitzen stießen in 6 Mörser, sog. „Aehl“, deren Böden auch mit Stahlplatten ausgekleidet waren. Das Gewürz wurde durch das Stampfen im Mörser in Bewegung gehalten.

Wenn durch die Bachabkehr das Mühlrad nicht betrieben werden konnte, wurde im ehem. Thalmair-Haus (heute Achleitner-Haus, Paul-Hahn-Str. 40) elektrisch gemahlen.

Arme Leute pflückten für Hr. Hofwimmer in der Au sog. „Hasenwurzen“ für Viehpulver, sowie Kamillen usw. Hr. Stanzl baute damals Majoran an, der in der Mühle (beim Stampf ) gemahlen wurde.

Es wurde für verschiedene Firmen gearbeitet, wie Knorr, Bäko, Stadlbauer, Blaimschein, Paul Ruppe, Philipp (heute Spar), Rehak, Wiberg, Almi, Einhorn- und Richter-Apotheke. Verschiedene Firmen ließen nur stampfen. Zuckerhüte (5 und 2 kg), Würfelzucker und Kristallzucker wurden zwischen 1940 und 1942 für Großhändler und Konditoreien zu Staubzucker vermahlen. Steinsalz wurde im Stampf zerkleinert und in der Mühle klein gemahlen.

Gemahlen wurde auch Pfeffer, Paprika, Neugewürz, Zimt, Samen verschiedener Pflanzen, wie Muskat, Anis, Fenchel, Koriander und Kümmel, auch allerlei Heilpflanzen der Veterinärmedizin, wie Kalmus, Enzian, Wacholderbeeren, Eibischwurzeln, Süßwurz und Fichtennadeln. „Schweinepulver“, „Kuhstupp“ und „Kehlstupp für Pferde“ wurde ebenfalls erzeugt. Einmal wurden sogar Quecken („Weißwurzen“) zu Brotmehl für das Gefangenenlager vermahlen.
Zimtstangen (große Ballen) wurden zuerst im Stampf und dann in der Mühle verarbeitet. Für die Fa. Anger aus Traun wurden Brillenfassungen zu Granulat zerstampft.

Von Hr. Karl Hofwimmer wurde vom 01. 05. 1921 bis 31. 12. 1923 auch die Auteneder-Mühle gepachtet.

1948 legte man den Gewürzstampf und 1979 die Pfeffermühle still.

Autor: Hans Durstmüller, 1999

Nach dem Krieg. Marchtrenk 1945-1955. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 11. bis 15. September 2015 im Volkshaus Marchtrenk.