Sehr viele Geschäfte, die es in den ersten zehn Jahren nach dem Krieg gab, sind den meisten Marchtrenkern heute völlig unbekannt. Es fehlen jegliche Unterlagen (zum Beispiel gab es keine Telefonbücher, es existieren kaum Fotos), sodass wir auch hier auf die Erinnerungen damals junger Menschen angewiesen sind.
Es haben sich nur wenige Nachkommen von Geschäftsinhabern oder Handwerkern gemeldet, die Näheres berichten konnten. Vielleicht ist diese Ausstellung der Anlass und ein Anreiz, über die eigene Familiengeschichte nachzudenken, sie aufzuzeichnen und Erinnerungsstücke dem geplanten Marchtrenk Museum zu übergeben, damit nicht noch mehr Geschichten und Geschichte unserer Stadt verlorengehen.
Ganz allgemein kann gesagt werden, dass die täglichen Bedürfnisse der Bewohner Marchtrenks im Ort abgedeckt werden konnten. Das hing damit zusammen, dass sehr schlechte Verkehrsverbindungen bestanden, viele Menschen Arbeit und Brot hatten und gewisse Entwicklungen im Handel noch völlig unbekannt waren.
In der nachfolgenden Aufstellung wird erstmals der Versuch unternommen, die seinerzeitig (1945 – 1955) bekannten Firmen aufzulisten. Besonders hinsichtlich des Zeitraumes (Beginn und Ende), aber auch hinsichtlich der Namen wird es Fehler geben. Wir werden uns bemühen, zu gegebener Zeit eine verbesserte Auflistung zu schaffen.
LEBENSMITTELGESCHÄFTE, bei uns „Kramer“ genannt: Pucher (+ Bäckerei), Althuber (+ Trafik), Wimmer, Wiesinger, KONSUM (1951, erster Selbstbedienungsladen), Königsberger (Markl), Rathmoser (+ Tischlerei), Lang (+ Tankstelle), Aigner, Hochmaier (= Obst und Gemüse), Göschl (+ Schreibwaren), Binder (Malzer), Ziegler
BÄCKEREIEN: Asböck, Zopf, (Pucher)
FLEISCHHAUER: Hauser, Baumgartner, Hillitzer (später Schatzl)
FISCHHÄNDLER: Reder
SCHNEIDER: Blaschek, Pieringer, Kornbichler, Haas, Samhaber, Jantsch (Nähzeug, Stoffe, Textilien), Gross
SCHUSTER: Lachmair, Woutschuk
TISCHLER: Kumpl, Pöstinger (+ Leichenbestattung), (Rathmoser)
SCHMIED UND SCHLOSSER: Ebner (+ Tankstelle), Eichmair, Haberfellner, Grünstaller (+ Fliesen)
SATTLER: Lehner
FRISEUR: Messerschmidt, Petz (+ Glaserei)
FAHRRAD UND MOTORRADHÄNDLER: Petz, Ebner (+ Tankstelle)
BAUMEISTER: Eichenauer
BRUNNENBAUER: Warsch
BINDER: Beisl
WAGNER: Kimeswenger
HOLZ UND KOHLENHANDEL: Freimüller (später Seibold)
BETTWAREN, BETTFEDERN: Fremuth
ALTWAREN: Mayr (der mit dem Gockelhahn)
TRANSPORTE: Haigner, Brunnmayr
VERGNÜGUNGSBETRIEBE: Gschwandtner, Pichler
GASTRONOMIE: Pölzl, Fischer, Roitmeier, Schrangl, Ufermann, Wurm, Kumpl, Ranseder, Mayrbäurl, Mayr, Dialer (Kaffeehaus)
Vielleicht kaufen wir heute günstiger ein, ist die Auswahl viel größer, die Qualität besser und doch ist Vieles verlorengegangen: Man hatte damals mehr Vertrauen zueinander, man hatte Zeit, mit anderen Kunden zu „tratschen“, erfuhr Neuigkeiten und konnte seine Einkäufe sogar „aufschreiben“ lassen.
Autor: Reinhard Gantner, 2015
Nach dem Krieg. Marchtrenk 1945-1955. Eine Dokumentation zur Ausstellung des Museumsvereins Marchtrenk - Welser Heide vom 11. bis 15. September 2015 im Volkshaus Marchtrenk.