Chronik von Kleinreifling

1914
Im Juli bricht in Kleinreifling eine Typhus-Epidemie aus. Glücklicherweise war zu diesem Zeitpunkt schon ein Militärspital in Kleinreifling stationiert.
Während der gesamten Kriegsdauer sammeln die Schülerinnen und Schüler im Auftrag des Kriegsfürsorgeamtes des k.u.k. Kriegsministeriums unter Leitung der Lehrer Rohstoffe für die Heeresverwaltung. Aus der gesammelten Wolle werden Hauben, Socken, Handschuhe, Fäustlinge, Knieschützer, Pulswärmer, Brustflecken, Schals usw. gestrickt und abgeliefert.
Schon 1914 werden Rekrutierungen in den Veteranenvereinen durchgeführt. Die meist älteren Rekruten sind bei Brücken- und Tunnelwachen (Kronprinz-Rudolf-Bahn) im Einsatz, so zum Beispiel Gottfried Riegel (Vockenauer) und Ignaz Aigner.

1916
Am 19. März kommt es zur Einführung von Zuckerkarten: eine Person erhält ein Kilogramm für vier Wochen.
Ab dem 9. Juli gibt es Kaffeekarten, die zum Bezug von ¼ Kilogramm Kaffee pro Person für acht Wochen berechtigen.

1917
Am 9. Jänner werden 3,8 Kilogramm Brombeer- und Erdbeerblätter abgeliefert. Die Blätter werden in Oberlaa von der Firma Viktor Adler zu Tee verarbeitet. Insgesamt kommen in diesem Jahr 30 Kilogramm Brennesselstengel in getrocknetem Zustand zusammen. Die Nesselpflanzen werden zur Produktion von Kleidung, Schutzdecken, Plachen, Sandsäcken, Rucksäcken usw. verwendet.
Am 21. Jänner wird der Kaffeebezug auf 1/8 Kilogramm pro Person für acht Wochen reduziert. Teilweise gibt es überhaupt keinen Kaffee mehr.
Am 30. Jänner wurden 42 Kilogramm Altpapier von den SchülerInnen gesammelt. Bei der Stoffrestesammlung ergeben sich 0,045 Kilogramm Seidenreste.
Im März wird die Zuckermenge auf ein 6/8 Kilogramm gekürzt, wobei schwerarbeitende Menschen eine Zusatzkarte für Zucker und Brot bekommen.
Ab dem 12. März berechtigt eine Mehlkarte den Bezug von ¼ Kilogramm Mehl pro Person und Woche.
Ab Dezember gibt es nur mehr 4/8 Kilogramm Zucker.
Am 12. Juli kommen 83 Flüchtlinge aus der Bukowina nach Kleinreifling, die in Privathäusern und der Schule untergebracht werden. Mitte 1919 verlassen diese wieder den Ort.
Ab Oktober kommt es zur Ausgabe folgender Bezugskarten: 1 Brot- bzw. Mehlkarte, 1 Zuckerkarte, 1 Kaffeekarte, 1 Fettkarte, 1 Seifenkarte. Täglich werden bis zu 50 Portionen Suppe an unterernährte Kinder verteilt. Die Preise steigen von 1914 bis 1917 beträchtlich: 1 kg Kafee von 3,20 auf 15 kronen, 1 Kuh von 300 auf 1.600 Kronen, ein Herrenanzug von 80 auf 300 Kronen und ein Liter Wein von 0,96 auf 4,80 Kronen.

1918
In der Nacht vom [...] Februar 1918 findet Leutnant Anton Aigner im Alter von 23 Jahren den Tod. Bei einem Patrouillengang in der Nähe von Asiago (Italien) tritt er auf eine Mine und wird getötet.

Autor: Adolf Brunnthaler, 2014

Weyer und der Große Krieg - Dokumentation zur Ausstellung im Ennsmuseum Weyer in den Jahren 2014 und 2015.