Der Erste Weltkrieg wurde von George F. Kennan als die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" bezeichnet. Er beeinflusste die Geschichte Europas, ja der ganzen Welt bis heute. Es war ein mutwilliger, von Europas Mächten vom Zaun gebrochener Konflikt, an dessen Ende über 10 Millionen Gefallene sowie rund 7 Millionen tote Zivilisten und mehr als 20 Millionen Verwundete standen.
Der Erste Weltkrieg gilt als erster maschineller und totaler Krieg, der alle Teile der Bevölkerung und die gesamte Wirtschaft mit einbezog. In der Zeit zwischen 1870 bis 1910 hatten sich zwei Bündnissysteme zwischen den wichtigsten europäischen Mächten herauskristallisiert, die auf dem deutsch – französischen sowie dem österreichisch-ungarisch – russischen Gegensatz basierten. Das erste militärische Bündnis schlossen das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn ("Mittelmächte") im sogenannten "Zweibund" von 1879, dem sich später das Königreich Italien anschloss ("Dreibund"). Auf der Gegenseite kam es zu einer Allianz zwischen Frankreich und Russland, zu der 1904 Großbritannien stieß ("Triple Entente").
| Mittelmächte | Entente |
| Österreich-Ungarn | Russland |
| Deutsches Reich | Frankreich |
| Italien (1914 neutral, ab 1915 -->) | |
| Bulgarien | Großbritannien |
| Osmanisches Reich | USA (ab 1917) |
Die Donaumonarchie hegte große Vorurteile gegen Italien; der Chef des Generalstabs Franz Conrad von Hötzendorf verlangte mehrmals einen "Präventivkrieg" gegen den südlichen Nachbarn, was jedoch Kaiser Franz Joseph strikt ablehnte.
Das Deutsche Reich als militärisch und wirtschaftlich stärkste Kontinentalmacht geriet immer mehr in Gegensatz zum Britischen Empire, zu Frankreich und zu Russland. Kaiser Wilhelm II. baute nicht nur die Flotte stark aus, sondern betrieb auch eine intensive Kolonialpolitik (Deutsch-Ostafrika, Deutsch Südwestafrika, Togo, Kamerun) mit dem Auftreten einer europäischen Großmacht.
Ein weiterer Konfliktherd bildete sich mit dem Zerfall des Osmanischen Reiches, wobei sich am Balkan in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Nationalstaaten herausbildeten. Österreich-Ungarn selbst bezog Bosnien-Herzegowina mit seinen vielen Ethnien (Serben, Moslems, Kroaten) im Jahr 1878 in sein Staatswesen mit ein und annektierte das Gebiet 1908. Hier kam es zum Gegensatz mit dem jungen Königreich Serbien, das sich auf Kosten der Monarchie territorial ausbreiten wollte. Rückendeckung holte sich das kleine Serbien beim großen slawischen Bruder Russland. In mehreren Balkankriegen verschoben sich Grenzen auf der Balkanhalbinsel zu Ungunsten des Osmanischen Reiches.
Dadurch dass es seit dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 in Europa keinen großen Krieg mehr gegeben hatte, trafen die Ereignisse des Jahres 1914 die Bevölkerungen vollkommen unvorbereitet. In Österreich-Ungarn hatte es mit Ausnahme der Gefechte bei der Besetzung Bosnien-Herzegowinas 1878 seit dem Jahr 1866 – also 48 Jahre! - keine Kriegssituation mehr gegeben. Dennoch wurden die Rufe nach einer gewaltsamen Lösung der Krise immer lauter – sei es in den Printmedien, in wissenschaftlichen Publikationen oder in politischen Zirkeln. In den Generalstäben wurde eifrig der Kriegsfall geplant.
Autoren: Adolf Brunnthaler, Martin Prieschl, 2014
Weyer und der Große Krieg - Dokumentation zur Ausstellung im Ennsmuseum Weyer in den Jahren 2014 und 2015.