Ein "Kriegsheld aus Weyer"

Viktor Russegger (1896-1982)


Ein junger Mann, der eine der höchsten Auszeichnungen der untergehenden Donaumonarchie für seine tapfere Tat erhielt, war der Maturant Viktor Russegger aus Weyer. Für seine Führungsleistung am italienischen Kriegsschauplatz erhielt er die Goldene Tapferkeitsmedaille verliehen.

Im Ersten Weltkrieg beeinflusste nicht mehr die Tat eines einzelnen Mannes oder einer Gruppe den Ausgang eines größeren Gefechtes, sondern die Materialmenge, die effektiv eingesetzten Waffen samt Nachschub und die in das Gemetzel geschickten Menschenmassen. Dennoch versuchten Soldaten und Offiziere auf allen Seiten durch ihren persönlichen tapferen Einsatz und ihre Führungsqualität zum Sieg beizutragen. Viele von ihnen bezahlten dies mit ihrem Leben, wurden grausig verstümmelt und zu Krüppeln geschossen - und litten seelisch, wirtschaftlich und sozial das restliche Leben an den Folgen.

Ausgezeichnet wurden diese Militärs durch ein genau geregeltes System von Orden und Belobigungen. Die vorgesetzten Offiziere reichten bei höheren Kommanden die Verleihung mit "Belohnungsanträgen" ein. Empfand dieses die Tat als herausragend und stimmte dem Antrag zu, erhielt der Soldat den Orden feierlich verliehen und besaß dadurch bei seinen Kameraden hohes Ansehen.

Ein junger Mann, der eine der höchsten Auszeichnungen der sterbenden Monarchie für seine tapfere Tat erhielt, war der Maturant Viktor Russegger aus Weyer. Er meldete sich 1915 freiwillig als Reserveroffiziersanwärter und rückte zum k.u.k. Infanterieregiment 59 "Salzburger Rainer" ein. Schon im Herbst wurde Russegger an der Italienfront durch einen Granatsplitter schwer verwundet. Kaum genesen absolvierte er die weitere Ausbildung und kam erneut an die Front. Im April 1917 erfolgte die Beförderung Russeggers zum Fähnrich der Reserve.

Bei einem österreichischen Angriff auf das italienische Stellungssystem am Col del Rosso am 15. Juni 1918 auf der Hochfläche von Asiago führte der Fähnrich die dritte Sturmwelle an und drang, als er das Stocken des Angriffes bemerkte, in die erste Linie des italienischen Grabenssystems ein, wobei Russegger und seine Männer die Verteidiger vertrieben. Es gelang ihm auch noch ein italienisches MG-Nest zu zerstören und eine Kopfstellung in der zweiten Linie zu erobern. Fähnrich Russegger und seinen Soldaten gelang es auch am nächsten Tag einen massiven italienischen Gegenangriff zurückzuschlagen und das eroberte Terrain zu behaupten.

Für diese Führungsleistung wurde Fähnrich Viktor Russegger die Goldene Taperkeitsmedaille zusammen mit dem Karl-Truppenkreuz verliehen. Dem jungen Offiziersanwärter jedoch mussten diese Auszeichnungen im Spital von Waidhofen an der Ybbs übergeben werden, da er bereits am 17. Juni 1918 durch einen Gasangriff schwer verwundet worden war.

Nach dem Krieg studierte Viktor Russegger Pharmazie und übernahm die Stadtapotheke "Zum Schwarzen Adler" in Vöcklabruck, die er jahrzehntelang führte.

Autoren: Adolf Brunnthaler, Martin Prieschl, 2014

Weyer und der Große Krieg - Dokumentation zur Ausstellung im Ennsmuseum Weyer in den Jahren 2014 und 2015.