Die Waffen nieder!

"Krieg ist zuerst die Hoffnung,
daß es einem besser gehen wird,
hierauf die Erwartung,
daß es dem anderen schlechter gehen wird,
dann die Genugtuung,
daß es dam anderen auch nicht besser geht,
und hernach die Überraschung,
daß es beiden schlechter geht.
"

Karl Kraus (1874-1936)

Mit dem Ersten Weltkrieg geht eine Welt zu Ende, aber niemand weiß, was das Neue bringen wird. Viele erhoffen sich vom Krieg ein "reinigendes Gewitter", dabei geht es im Krieg aber nur um Töten und Sterben.

Fin de siècle

Die Bezeichnung "fin de siècle" (Ende des Jahrhunderts) wurde erstmals 1886 in der französischen Zeitschrift Le Décadent erwähnt. Der Begriff bezeichnet die allgemeine Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stand in dem Bewusstsein, dass eine Epoche endgültig vorbei war. Der Adel hatte noch die Vorherrschaft, aber durch die Industrialisierung wurden die alten Sozialstrukturen stark verändert. Die Kirche hatte an Einfluss verloren und ein allgegenwärtiger Nationalismus führte zu Konflikten. Die Menschen schwankten zwischen Aufbruchsstimmung und Zukunftsangst, zwischen Lebensüberdruss und frivoler Leichtlebigkeit. Eine allgemeine Krise griff um sich, es vollzog sich eine ständige militärische Aufrüstung und Militarisierung des Lebens. In Österreich-Ungarn, das vor dem Zusammenbruch stand, kam es in Wien zu einer Blütezeit von Kunst und Literatur, der Wiener Moderne. In der Gebrauchskunst war es der Jugendstil, in der Literatur der Impressionismus und in der Musik die Spätromantik, die diese Epoche prägten.

Bertha von Suttner (1843 – 1914)
Der Roman "Die Waffen nieder!" ist das bekannteste Werk der österreichischen Autorin und Friedensaktivistin Bertha von Suttner. Das Buch erschien 1889 und erreichte innerhalb kurzer Zeit eine überragende Bekanntheit und Verbreitung. Bis zur Veröffentlichung des Romans "Im Westen nichts Neues" von Erich Maria Remarque im Jahr 1929 galt "Die Waffen nieder!" als das wichtigste Werk der Antikriegsliteratur.

"Der Abschaffung der Sklaverei ist das berühmte Buch einer Frau vorausgegangen, Madame Beecher-Stowe; gebe Gott, daß das Ihre das gleiche bewirke für die Abschaffung des Krieges."
(Leo Tolstoi: Brief an Bertha von Suttner)

Expressionismus
Der Expressionismus in Österreich von etwa 1910 - 1920 erfasste alle Gebiete künstlerischen Schaffens, insbesondere die Literatur, die Musik und die bildende Kunst. Zentrale Forderung wurde die Schaffung eines „neuen Menschen“. Der Expressionismus war ein Protest gegen das Bürgertum und Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem sowie an rücksichtsloser Industrialisierung und Mechanisierung. Vor allem aber richtete er sich gegen den Krieg.

Die Autoren entwickelten eine neue Sprache, die sich gegen das Althergebrachte richtete. Thema und Mittelpunkt der Werke ist der Mensch mit seinen körperlichen und seelischen Schwächen sowie seiner Verletzbarkeit.

Georg Trakl (1887 – 1914)
Grodek

Am Abend tönen die herbstlichen Wälder
Von tödlichen Waffen, die goldnen Ebenen
Und blauen Seen, darüber die Sonne
Düster hinrollt; umfängt die Nacht
Sterbende Krieger, die wilde Klage
Ihrer zerbrochenen Münder.
Doch stille sammelt im Weidengrund
Rotes Gewölk, darin ein zürnender Gott wohnt,
Das vergossne Blut sich, mondne Kühle;
Alle Straßen münden in schwarze Verwesung.
Unter goldnem Gezweig der Nacht und Sternen
Es schwankt der Schwester Schatten durch den schweigenden Hain,
Zu grüßen die Geister der Helden, die blutenden Häupter;
Und leise tönen im Rohr die dunkeln Flöten des Herbstes.
O stolzere Trauer! ihr ehernen Altäre,
Die heiße Flamme des Geistes nährt heute ein gewaltiger Schmerz,
Die ungebornen Enkel.

(Grodek hält die Erinnerung an den gleichnamigen Ort Gródek in Ostgalizien (heutige Ukraine) wach. Bei Grodek fand zu Beginn des Ersten Weltkrieges eine erbitterte Schlacht zwischen russischen und österreichisch-ungarischen Truppen statt.)

Erich Maria Remarque (Erich Paul Remark) (1898 – 1970)
"Im Westen nichts Neues"
Im Jahr 1929 erringt Remarque mit seinem Roman "Im Westen nichts Neues" einen Welterfolg. Er bricht darin das Tabu vom Heldentod der Soldaten. Remarque spricht von der "verlorenen Generation, die vom Krieg zerstört wurde, auch wenn sie seinen Granaten entkam". In Deutschland löste der Roman heftige Kontroversen aus, 1930 wurde er verfilmt. Die Nationalsozialisten ließen das Buch aus allen Bibliotheken entfernen.

Karl Kraus (1874 - 1936)
"Die letzten Tage der Menschheit"
Im Jahr 1915 begann Karl Kraus mit der Arbeit an dem Theaterstück "Die letzten Tage der Menschheit", von dem Teile vorab in der Zeitschrift "Die Fackel" abgedruckt wurden. Das Stück ist als Reaktion auf den Weltkrieg entstanden. In über 200 nur lose zusammenhängenden Szenen, die auf wahren Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges dargestellt.

Stanley Kubrick (1928 - 1999)
"Wege zum Ruhm"
Wege zum Ruhm (Originaltitel: Paths of Glory) ist ein in Schwarzweiß gedrehter US-amerikanischer Spielfilm von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1957. Der während des Ersten Weltkriegs spielende Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Humphrey Cobb. Er gilt als einer der besten Antikriegsfilme überhaupt.

Autor: Adolf Brunnthaler, 2014

Weyer und der Große Krieg - Dokumentation zur Ausstellung im Ennsmuseum Weyer in den Jahren 2014 und 2015.