August Ritzberger
(1872-1943)

Kapellmeister und Komponist August Ritzberger erblickte am 4. November 1872 in Linz das Licht der Welt. Nach der Übersiedlung der Familie im Jahr 1874 nach Freistadt verbrachte August seine Schul- u. Jugendjahre in unserer Stadt, wo er vom Vater Cajetan Musikunterricht erhielt. Von 1891 an diente August Ritzberger bei der Musikkapelle des Infanterieregiments Nr. 59 „Erzherzog-Rainer“. Im Privatberuf war August Ritzberger Eisenbahnbeamter in Wien, wo er in Sachen Musik ein gesuchter Bassist und Gitarrist war. Als Frühpensionist zog er nach Freistadt und gründete 1923 nach Meinungsverschiedenheiten mit seinem Bruder Kajetan jun. die Musikkapelle des privilegierten-uniformierten Bürgerkorps Freistadt. Diese mit sehr engagierten und etlichen Jungmusikern besetzte Blas- und Tanzmusik, deren Spielaufträge und Ausrückungen eng mit dem Freistädter Bürgerkorps verflochten waren, musizierte sowohl bei den Ballveranstaltungen und Festlichkeiten des Korps, als auch zu Allerheiligen, bei Begräbnissen von Gardisten, zu Fronleichnam und bei den Defilee's des Bürgerkorps am Hauptplatz um hier nur einige zu nennen. Verbindungsmann zwischen dem Bürgerkorps und der Musikkapelle war ein Hauptmann oder Major der Garde.

August Ritzberger, von seinen Registerführern „Gustl“ genannt, war ein beliebter Musiklehrer und ein fleißiger Komponist. In der Freistädter Buch- u. Musikalienhandlung Wolfsgruber gab es in der Zwischenkriegszeit gedruckte Ausgaben der Kompositionen und Arrangements von August Ritzberger. Unter dem Slogan „Alles für Blasmusik - schon bei einer Besetzung von acht Mann vollklingend“ erschienen im A4-Format mehrere Tanzmusikalben. Im Marschbuch-Format erschienen unter anderem „Der Fahnenleutnant“ und „Columbia“ sowie mehrere Trauermärsche. Sämtliches Notenmaterial trug die Vermerke: „Abschreiben nicht gestattet!“ und „Aufführungsrecht nur durch Ankauf erlaubt!“

Der Marsch „Fahnenleutnant“ wurde anlässlich eines Sonntagskonzertes im Herbst 1936 von Radio München ausgestrahlt. Dass der Komponist vom Radiosprecher kurz vorgestellt wurde, dürfte die Freistädter aber vor allem die Musik- und Korpskameraden sicher gefreut haben. Im selben Jahr wurde dem Kapellmeister August Ritzberger auch die Österreichische Goldene Verdienstmedaille von Bundespräsident Wilhelm Miklas verliehen.

Im Jahr 1937 legte Ritzberger den Taktstock in die Hand des jungen und engagierten Kapellmeister Franz Burgermeister.
Am 8. April 1943 ist August Ritzberger in Freistadt verstorben. Nur noch selten erinnern sich die Freistädter an den „Ritzberger Gustl“, sein „Gambrinus Marsch“ wird zwar noch ab und zu gespielt, die Ritzberger Grabstätte ist längst aufgelassen…

Autoren: Karl Affenzeller, Fritz Fellner, Bernhard Prammer; 2017

Freistädter Komponisten - Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 24. Juni bis 26. Oktober 2017.