Hans Schallaböck
(1919-2000)

Hans Schallaböck wurde am 18 Juni 1919 in Linz geboren. Er fühlte sich aber lebenslang als echter Freistädter. Er wuchs in einem besonderen Klima von Bildung und Kultur auf. Seine Mutter Marianne war die Nichte der beiden Komponisten Hermann Pius und Anton Vergeiner. Sein Vater, Prof. Dr. Karl Schallaböck, Lehrer am Freistädter Gymnasium, schrieb über die berühmten Vorfahren eine vielbeachtete Monographie und veranstaltete regelmäßig Konzerte und Lesungen. Seinen Sohn Hans wollte er zum Wunderkind formen. Der hielt seine erste Geige schon in der Hand, bevor er die Volksschule besuchte. Er spielte im eigenen Streichquartett zuerst die zweite Geige, doch bald stand ihm die erste Stimme zu. Der Knabe erfüllte die hohen Erwartungen und gab seine ersten öffentlichen Konzerte.

Auch sonst sollte er sich von den Schulkameraden unterscheiden. Er trug langes blondes Haar und wurde zur Schonung seiner „Geigerhände“ vom Turnunterricht befreit. Jedoch schnitt er sich selbst die Haare ab und spielte verbotenerweise Handball, wobei er sich prompt den Unterarm brach.

Während der letzten drei Jahre als Gymnasiast war er jeden Samstag vom Schulunterricht befreit und erhielt in Linz beim späteren Konzertmeister der Wiener Philharmoniker Prof. Walter Weller Violinunterricht. Nach dem Militär­dienst war das Violinstudium geplant. Der Großneffe der Brüder Vergeiner stand vor einer Karriere als Musiker und sollte die musikalische Familientradition weiterführen.

Dieser Plan fand aber mit dem Zweiten Weltkrieg ein jähes Ende. Geiger braucht man im Krieg nicht. Hans wurde zum Medizinstudium abkommandiert. Nach dem Krieg spezialisierte er sich auf die Chirurgie. 1956 wurde er mit dem Aufbau des Salzburger Heeresspitals betraut. Als Militärarzt nahm er an UNO-Missionen im Kongo und auf Zypern teil. 1984 ging er als Brigadier und für die westliche Hälfte Österreichs verantwortlicher Korpsarzt in Ruhestand.

Doch ganz gleich in welcher Lebenslage und an welchem Ort er war, seine Geige hatte er immer dabei. Er gestaltete mit Florian Wiefler eine Kammermusikreihe in Fürstenfeld, er spielte während des UNO-Einsatzes im zypriotischen Fernsehen, bei offiziellen und privaten Anlässen oder in den Kirchen rund um seine Urlaubsorte. Die Auftritte des musikalischen Arztes waren einer breiten Öffentlichkeit bekannt, im Verborgenen blieb seine kompositorische Tätigkeit.

Erstaunlicherweise schrieb er nicht für die Geige, sondern vertonte Gedichte in spätromantischer Manier. Vor seinem enorm kritischen Geist konnte nur selten etwas bestehen. Bei sich selber war er noch kritischer, suchte monatelang die richtige Wen­dung und verwarf das Meiste wieder. Daher sind leider nur einige wenige Werke er­halten. Von tiefer Empfindung getragen, den Text in feinen musikalischen Nuancen nachzeichnend ziehen die Lieder sofort die Zuhörer in den Bann. Hans Schallaböck starb am 31. 12. 2000 in Salzburg.

Autoren: Karl Affenzeller, Fritz Fellner, Bernhard Prammer; 2017


Freistädter Komponisten - Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 24. Juni bis 26. Oktober 2017.