Hermann Pius Vergeiner
(1859-1900)

1854 kam der Vater Dr. Anton Vergeiner, der aus Osttirol stammte, als Advokat und Notar nach Freistadt. Er war von 1855 bis 1867 Vorstand des Männergesangsvereins Freistadt. Die Musik, vor allem Gesang und Violine, war in der Fa­milie sehr wichtig und Impuls für die musikalische Entwicklung der sieben Kinder, vor allem der Brüder Anton und Hermann Pius.

Hermann Pius besuchte fünf Jahre das Gymnasium und trat 1875 in Linz in die Lehrerbildungsanstalt ein. Kurz vor dem Abschluss begann er 1878 ein Studium am Konservatorium der Gesellschaft für Musikfreunde in Wien mit Hauptfach Orgel bei Anton Bruckner. 1881 legte er die Lehramtsprüfung für Orgel und Gesang ab.

Zwischen seinen Anstellungen wie z.B. als Domorganist in Ungarn, Musiklehrer in Kalksburg, Musikschulleiter in Bludenz, die er immer nur kurz ausübte, kehrte er immer wieder nach Freistadt zurück. Trotz hervorragender Zeugnisse, zahlreicher Auszeichnungen und Preise und großem Fleiß gelang es ihm nicht, eine dauerhafte, seinem Können entsprechende Stellung zu erreichen. Ab 1894 lebte er in München, wo er 1900 starb.

Hermann Pius überragte seinen Bruder vielleicht qualitativ kaum, war aber fleißiger und gewissenhafter. Insgesamt schuf er 697 Kompositionen wie Klavierstücke, Orgel-, Orchester- und Bühnenwerke, Kirchenmusik, Gesänge (Lieder und Chöre) in oberösterreichischer Mundart (71 vierstimmige Männerchöre als "hoamatliche Weis") etc. 1876 wurde an Kaisers Geburtstag (18. 8.) in der Stadtpfarrkirche Freistadt ein „Tantum ergo“ für Chor und Orchester uraufgeführt.

Autoren: Karl Affenzeller, Fritz Fellner, Bernhard Prammer; 2017


Freistädter Komponisten - Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 24. Juni bis 26. Oktober 2017.