Johann Ritzberger
(1893-1954)

Johann "Hans" Ritzberger wurde am 17. Dezember 1893 in Linz geboren. Seine Mutter Johanna Ritzberger war die Tochter des Komponisten und Stadtkapellmeisters Cajetan Ritzberger sen.

Hans, musikalisch sehr begabt und strebsam, brillierte bereits im Dezember 1906 beim Benefizkonzert zugunsten der Opfer der Brandkatastrophe von Ottensheim als Solist am Flügelhorn. Er war dann sowohl im Streich- und Salonorchester als auch bei der Blasmusik durch sein musikalisches Engagement und Können nicht mehr wegzudenken. Dann mit viel Glück aus dem 1. Weltkrieg heimgekehrt, übernahm Hans Ritzberger im Jahr 1920 zusätzlich zu seinen musikalischen Aktivitäten bei der Stadtkapelle die Chorleiterstelle im Arbeiter-Sängerbund. Der von Hans Ritzberger zur Erinnerung an die Kämpfe der k.u.k Armee an der Südfront komponierte Marsch "Monte San Gabriele" wurde dann auch von auswärtigen Musikkapellen oft gespielt. Bei den im 2. Weltkrieg der Stadtkapelle gebliebenen Ausrückungen, die Mehrzahl der Spielaufträge wurde von den Militärkapellen wahrgenommen, war Hans Ritzberger am 1. Flügelhorn mit dabei.

Schon ein Jahr nach Kriegsende, genau am 19. Mai 1946, konnte Hans Ritzberger, nun offiziell Kapellmeister der Stadtkapelle Freistadt, bei der Großkundgebung für die Südtiroler am Linzer Hauptplatz aufmarschieren.

Ein neu hinzugekommener Pflichttermin für die Stadtkapelle war die musikalische Umrahmung der Heldengedenkfeier am Friedhof der Roten Armee im Norden der Stadt. Viele Musiker, die vor dem Krieg aktive Mitglieder der Bürgerkorpskapelle unter August Ritzberger und Franz Burgermeister waren, wirkten nun in der Stadtkapelle mit. Die Besetzung der Registerführerstellen mit Militärmusikern der ehemaligen deutschen Wehrmacht wirkte sich auf das Leistungsniveau der Musikkapelle positiv aus. Bei dem am 12. September 1948 in Freistadt durchgeführten Blasmusik-Wertungsspiel konnte die Stadtkapelle in der Gruppe I, schwierige klassische Musik, einen sehr guten Erfolg erringen.

Im Herbst 1950 hat Hans Ritzberger seine Funktion als Kapellmeister zurückgelegt. Maßgebend dürfte einerseits die ständige finanzielle Notlage der Kapelle gewesen sein, andererseits gab es kaum Jungmusiker. Im Gegensatz zu heute war bei der Freistädter Jugend der Nachkriegsjahre die Bereitschaft zum Erlernen eines Blasinstrumentes gering. Dies galt sowohl für Holz- als auch für Blechinstrumente. Musikerinnen waren bei der Stadtkapelle bis in die 1970er Jahre nicht dabei, das Querflöten-Register blieb unterbesetzt. Am 29. August 1954 ist Hans Ritzberger in Freistadt verstorben.

Autoren: Karl Affenzeller, Fritz Fellner, Bernhard Prammer; 2017

Freistädter Komponisten - Dokumentation zur Ausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt vom 24. Juni bis 26. Oktober 2017.