Das Rätsel von Reichenstein"
Badehaus oder Brunnengrotte?

Reichenstein besaß in der Ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zwei untereinander liegende Gartenterrassen. Im Zuge der archäologischen Ausgrabungen 2012 wurde die obere Hangstützmauer freigelegt. Es ist unklar, wozu der hier sichtbare in der Stützmauer integrierte Bauteil am Niveau der oberen Gartenterrasse diente.

Die Oberfläche besteht auf der „Talseite“ im Südwesten aus runden Kieseln, auf der „Hangseite“ im Nordosten aus flacher Pflasterung in Sechseckform mit seitlichen kanalartigen Eintiefungen. Hier stand ein sechseckiges Wasserbassin. Die Steine der Seitenwände wurden im Burgareal gefunden.

Der rechteckige Stein mit abgesetztem Rahmen und mittigem runden Loch an der Rückwand war wahrscheinlich der Auslass für die Wasserrohre einer Druckrohrleitung, deren Verlauf vom Bergrücken oberhalb der Burg ungefähr bekannt ist. Die rechteckige Öffnung in der Pflasterung war entweder die eigentliche Zuleitung durch ein Steigrohr oder aber der Abfluss. In der kleinen Kammer darunter bildeten sich am Ziegelgewölbe kleine Tropfsteine.

Was war das? Badehaus oder Brunnengrotte? Was meinen Sie?

 

Argumente für ein Badehaus

Das sechseckige Wasserbassin diente als Badebecken, der gewölbte Raum darunter als Heizkammer. War das Holz im Heizraum verbrannt und der Rauch abgezogen, stieg die warme Luft durch dann geöffnete senkrechte Kanäle in den Baderaum. Die runden Kiesel dienten als Wärmespeicher. Leider sieht man in der Heizkammer keine Rußspuren.
Ähnliche beheizte Badehäuser sind seit dem Mittelalter bekannt.


Argumente für eine Grotte mit Springbrunnen

Die Nische in der ehemaligen Gartenmauer ähnelt sehr der Grotte von Schloss Windhaag wenige Kilometer südlich von Reichenstein (errichtet ab 1636, abgerissen 1678).
Die Anlage von zwei Gartenterrassen mit Grotte in der Stützmauer ist vergleichbar der gut erhaltenen Anlage im Innenhof von Schloss Greillenstein, Niederösterreich (um 1700).

Autoren: Susanne Hawlik, Christina Schmid, Thomas Kühtreiber

Dokumentation, basierend auf der Dauerausstellung im OÖ Burgenmuseum Reichenstein in Tragwein, das am 21. April 2013 eröffnet wurde.