Die Einrichtung der Stube
Woher weiß man, wie spätmittelalterliche Stuben eingerichtet waren?
Ab dem 15. Jahrhundert ließen adelige Familien bei Todesfällen im Familienkreis oder bei der Übergabe der Burg an einen neuen Verwalter (Pfleger) Inventare anlegen.
Ein erhaltenes Inventar aus der Ochsenburg südlich von St. Pölten in Niederösterreich von 1432, erstellt anlässlich der Übergabe an einen neuen Pfleger. Verzeichnet ist die „Grundausstattung“ der Burg, die dem Burgbesitzer gehört. Wertlose Gegenstände und Besitz von Dritten sind nicht verzeichnet. Der Ofen wird nicht erwähnt, weil er kein mobiles Inventar darstellt. Betten und Sessel oder Bänke fehlen.
Ein erhaltenes Inventar aus der Ochsenburg südlich von St. Pölten in Niederösterreich von 1432, erstellt anlässlich der Übergabe an einen neuen Pfleger. Verzeichnet ist die „Grundausstattung“ der Burg, die dem Burgbesitzer gehört. Wertlose Gegenstände und Besitz von Dritten sind nicht verzeichnet. Der Ofen wird nicht erwähnt, weil er kein mobiles Inventar darstellt. Betten und Sessel oder Bänke fehlen.
Mit dem reichen Tafelgeschirr aus Gold, Silber, Bronze und Zinn wurde standesgemäß gegessen und getrunken. Schreibzeug und Wachstafel dienten dem Pfleger für Notizen.
Der „Doppelkopf“ ist eine im Spätmittelalter beliebte bauchige Schüssel mit Standfuß, deren Gegenstück wie ein Deckel in die Öffnung der anderen gesteckt wurde. Wofür die kupferne „Faust“ diente, wissen wir nicht.
Übertragung des Inventartextes in heute gebräuchliches Deutsch
„Item in der neuen stuben und kamer“
- 1 neuer Tisch
- 12 Zinnschüsseln, 2 Bronzeschüsseln, 1 Salzfass
- 2 bemalte Schüsseln
- 1 innen vergoldete Schüssel
- 1 kupferne Faust
- 2 Pfauenwedel
- 2 gute Kisten
- 1 hoher Privatstuhl (Sekretstuhl)
- 2 Köpfe (Trinkgefäße) aus Fichtenholz, 1 Lederleintuch
- 1 silbernes Mayölglas (Becher ohne Fuß)
- 1 Schreibzeug aus Zypressenholz, 1 große Wachstafel
- 2 Silberbecher
- 1 goldener Kopf (Trinkgefäß)
- 12 Silberlöffel
- 1 vergoldeter Gürtel mit 1 vergoldeten Kästlein
Der Kachelofen: Wärme ohne Rauch
Der Kachelofen ermöglichte erstmals Wärme ohne Rauch – eine wichtige Neuerung! Kachelöfen waren ab dem 13. Jahrhundert auf oberösterreichischen Burgen in Verwendung. Die frühen Öfen bestanden aus einzelnen becherförmigen, unverzierten Kacheln, die mit der geöffneten Seite nach außen in eine Lehmkuppel eingebaut wurden. Im 14./15. Jahrhundert entwickelten sich diese Kachelöfen zu „Heizkörpern“ aus quadratischen Kacheln. An die Außenseite der Kacheln wurde ein Blatt gesetzt, häufig verziert mit gotischem Maßwerk oder Bildmotiven (Wappen, Fabeltiere, biblische Geschichten u.v.m.).
Waschtisch
Waschschüsseln sind die Vorgänger unserer heutigen Waschbecken. Man goss Wasser aus einem schwenkbaren Gefäß und wusch sich über dem Auffangbecken die Hände. Dieses Händewaschen hat seine Wurzeln in liturgischen Traditionen und wurde im 13. Jahrhundert in adeligen und bürgerlichen Haushalten Symbol gehobener Tischkultur.
Die Tafel
Kannen und Krüge dienten vornehmlich der Aufbewahrung, dem Transport und dem Ausschenken von Wasser, Bier und Wein. Das Tischgeschirr bestand aus einem meist hölzernen Essbrettchen, einem Trinkgefäß aus Keramik, Glas oder Holz und einem Löffel. Das Messer führte lange Zeit jeder – meist am Gürtel befestigt – selbst mit. Statt der heutigen Gabel verwendete man Pfrieme. Eine geläufige Form der Beleuchtung waren Lampenschalen mit einer oder mehreren Auszipfelungen zum Einlegen des Dochtes. Als Brennmaterial diente Unschlitt (Rinder- oder Hammeltalg) oder Bucheckern-, Rüben- und Leinöl. Die auf dem Tisch liegende Pferdefigur („Lanzenpferdchen“) war vermutlich Spielzeug für Kinder. In das Loch am Bauch konnte man einen Stab stecken und so ritterliche Turniere nachspielen.
Maultrommeln sind bereits aus dem Hochmittelalter bekannt. Diese sehr einfachen Musikinstrumente werden auf Burgen, in Städten, in ländlichen Gebieten und in Klöstern gefunden, dürften also in allen sozialen Gruppen in Verwendung gewesen sein.
Truhe und Kästchen
Textilien und andere schützenswerte Gegenstände wurden in großen Holztruhen aufbewahrt. Wichtige Dokumente oder Schmuck fanden in kleineren, versperrbaren Kästchen Platz. Religion prägte das Denken und Handeln der Menschen nachhaltig. Man ging davon aus, dass Gott direkt und ganz konkret in die Welt eingreift. In Wohnräumen verwahrten die Burgbewohnerinnen und –bewohner auch Gegenstände der persönlichen Andacht, oder sie trugen sie an der Kleidung beziehungsweise direkt am Körper. Zentraler Ort religiöser Handlungen war die Burgkapelle.
Autoren: Susanne Hawlik, Christina Schmid, Thomas Kühtreiber
Dokumentation, basierend auf der Dauerausstellung im OÖ Burgenmuseum Reichenstein in Tragwein, das am 21. April 2013 eröffnet wurde.