Eine weltweite katholische Wende bedeutet das Zweite Vatikanische Konzil (1962/1965). Diese Bischofsversammlung hatte der vermeintlich als Übergangspapst apostrophierte Johannes XXIII. (1958–1963) einberufen und damit die kirchliche Welt nachhaltig geprägt.
Das Konzil schuf (weltweit) die Voraussetzung für eine zeitgemäße Identifikation mit Liturgie und kirchlichem Leben. Kurz zusammengefasst kann man die äußeren Auswirkungen nachfolgend umschreiben: Gottesdienst in der Muttersprache, moderne Kirchenraumgestaltung nach den liturgischen Vorschriften des Konzils (etwa der „Volksaltar“) sowie die neue institutionelle Verankerung der Mitverantwortung der Christen. Das konziliare Gemeinschaftsverständnis erscheint neu, weil es von geschichtlicher Überfrachtung freigelegt wurde. Bemerkenswert sind auch die Bemühungen um die Ökumene.
Eine erste Frucht des Konzils in der Diözese war 1968 die Konstituierung des Priesterrats, von 1970 bis 1972 tagte die Diözesansynode, die der 1969 ernannte Weihbischof Dr. Alois Wagner (ab 1973 auch Generalvikar, ab 1981 Vizepräsident des päpstlichen Rats Cor unum, ab 1992 Erzbischof bei UNO- Einrichtungen in Rom) leitete. Sie stand unter dem Motto „Kirche um der Menschen willen“ und sollte die vielfältigen Anregungen des Konzils aufgreifen.
Durch diese Synode erfolgten bedeutende Weichenstellungen im pastoralen Bereich. Dazu zählen auch die Errichtung des diözesanen Pastoralrats und der Pfarrgemeinderäte. Die ersten Pfarrgemeinderatswahlen erfolgen am 8. April 1973 und wurden in 414 (von 484) Pfarren bzw. Seelsorgesprengeln durchgeführt. Dadurch konnten offiziell bestellte (gewählte und ernannte) Personen im Bereich der Diözese Linz in einer Größenordnung von ca. 9000 Katholiken und Katholikinnen zur engeren Mitarbeit gewonnen werden.
Die aktive Mitverantwortung der Laien in der konkreten Pastoral bedeutet auch den Durchbruch zu einer ganzheitlichen Sicht der Kirche.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die im Bistum Linz begeistert aufgenommenen Reformen des Zweiten Vatikanums Entsprechung in Architektur und künstlerischer Gestaltung des Kirchenraums fanden. Gemeinschaftliche Verantwortung eröffnete neue Wege und Chancen in den Umbrüchen und in der sozialen Entfremdung unserer Tage.
Mit der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute („Gaudium et spes“) verabschiedete das Zweite Vatikanum ein Dokument, in dem die Konzilsväter das dualistische Kirche-Welt-Bild zu überwinden suchten: Die katholische Kirche möchte mit der (autonomen) Welt in einen Dialog treten und am Aufbau der geschwisterlichen Menschheitsfamilie mitwirken.
Autoren: Johannes Ebner, Monika Würthinger