Umbruch
Die in der Bevölkerung des Landes ob der Enns stark verbreitete lutherische Lehre und das evangelische Exercitium (Gottesdienstfeiern) in allen Städten und sehr vielen Kirchensprengeln auf dem Lande wurde ab dem letzten Viertel des 16. Jahrhunderts vom Landesfürsten bzw. Landeshauptmann massiv einzuschränken versucht (z. B. Landeshauptmann Hans Jakob Löbl 1590–1602, insbesondere von 1620–1629 durch Statthalter/Landeshauptmann Adam Herberstorff im Bauernkrieg).
Das Schicksal der Protestanten wurde letztlich durch militärische Machtmittel, durch Krieg entschieden. Sie galten als Feinde des katholischen Glaubens und der katholischen Staatsmacht.
Bei der Wiedergewinnung der vormals protestantischen Bevölkerung setzte man vor allem auf die Kraft der Orden, auch durch Zwang zur Auswanderung (17. Jahrhundert) oder Umsiedlung (18. Jahrhundert) wollte man protestantenfreie Gebiete schaffen.
Die Wunden, welche der Bauernkrieg geschlagen hatte, waren tief; erst etwa zwei Generationen später konnte die Türkengefahr – die zwar manche als Gottesstrafe für die Durchführung der Gegenreformation erblickten – als „allgemeine” Bedrohung empfunden werden. Deren Überwindung wirkte wohl wie ein Befreiungsschlag.
Der Ausbau der großen Klosteranlagen erfolgte im Wesentlichen ab der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts im Barock, der sozusagen zum Stil des siegreichen Staates und der (katholischen) Kirche wurde.
Im Kontrast dazu kam es in diesem Zeitabschnitt nur zu einer geringfügigen Erhöhung der Anzahl der Pfarrsprengel. Ebenso erfolgte auch der Umbau oder die barocke Ausgestaltung der Pfarrkirchen zögerlicher, jedenfalls blieben die gotischen Kirchen von Braunau, Eferding, Enns, Freistadt, Steyr und Wels als solche erhalten.
Dass die evangelische Tradition (im Kryptoprotestantismus) im Lande nie erlosch, zeigt der Befund um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit kam es zum letzten Mal zur Aussiedlung von Protestanten (aus dem Hausruck- und Traunviertel). Der Geist der Toleranz begann sich nur allmählich durchzusetzen.
Autoren: Johannes Ebner, Monika Würthinger