Sicherheits- und Krisenmanagment

Bereits im Jahr 1969 dokumentieren Geschäftsunterlagen der OÖ. Ferngas eine Ausgabe über 23.615,90 Schilling für Überprüfungsmaßnahmen an der „Hochdruckleitung Ost“, den so genannten kathodischen Korrosionsschutz. Das Unternehmen – gegründet von Industrieeigentümern zur Versorgung großer Industriebetriebe – zählt damals zu den ersten, die regelmäßig und aufgrund eigener Sicherheitsüberlegungen nahtlose Potentialmessungen und in weiterer Folge auch Intensivmessungen in ihren Rohrleitungen durchführen; wie insgesamt von Beginn an außergewöhnlich hohe sicherheitstechnische Ansprüche die Bau- und Betriebstätigkeit des Unternehmens kennzeichnen: Seit 1974 führt man beispielsweise die Dichtheitsprüfung einer Hochdruckleitung nicht mehr mit Luft, sondern mit Wasser – unter einem Prüfdruck an der Belastungsgrenze der Rohre, mit zusätzlicher Messung des zugepumpten Volumens – und unter Aufsicht eines externen Pipelinespezialisten durch. Mangels geltender nationaler Regelwerke – setzt die OÖ. Ferngas damals in Leitungsbau und -betrieb auf internationale Pipelinenormen, auf verfügbare Normen der ÖMV oder bereits erprobte Standards aus dem benachbarten deutschen Sprachraum (z. B. DIN, DVGW, VDI).

Auch im Bereich der Ortsgastechnik geht die OÖ. Ferngas zugunsten von Sicherheit und Qualität frühzeitig eigene Wege: Während österreichweit Anfang der 1980er Jahre im Haushaltsbereich vor allem die nur für 100 Millibar zugelassenen PVC-Rohre mit Steckmuffenverbindungen bzw. Grauguss- und Stahlrohre dominieren, setzt das Unternehmen auf den Einsatz von Polyethylen-Rohren, also eine Verlegetechnik mit Schweißmuffenverbindung. Das zunächst nur interne, sehr bald aber auch unternehmensexterne Engagement der OÖ. Ferngas-Techniker in der Aus- und Weiterbildung von Kunststoffschweißern (Kooperationspartner WIFI) bringt 1991 sogar eine Einladung nach Tjumen in Sibirien zur Vor-Ort-Schulung von russischem Verlegepersonal.

Anfang der 1980er Jahre beginnt das Unternehmen schließlich auch mit dem Aufbau betriebsinterner Regelwerke. Das dabei entwickelte Know-how sollte später auch Eingang in die (ebenfalls ab den 80er-Jahren begonnene) Regelwerkserstellung der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) finden. Außerdem initiiert die OÖ. Ferngas zu dieser Zeit erstmals eine systematisierte und vertraglich fixierte Zusammenarbeit mit Einsatzorganisationen wie z.B. dem Landesfeuerwehrkommando. In Form gemeinsamer Übungseinsätze und Schulungen trainiert man ab sofort den koordinierten Einsatz von Mannschaften und Ausrüstungen in denkbaren Stör- und Krisenfällen.

Über einen Bereitschaftsdienst rund um die Uhr, der mittels Sprechfunk die Vor-Ort-Einsätze der diensthabenden Fachleute koordiniert, verfügt das Unternehmen bereits seit Inbetriebnahme seiner ersten Messwarte im Jahr 1975. Aufgrund der Funkübertragung wichtiger Zählerstände, Messwerte, Zustandsmeldungen oder Steuerungsbefehle erkennt der „Messwart“ damals bereits Gasaustritte in einer Station oder Druckunterschiede in Leitungen. Aufgrund des rasch sich ausdehnenden Leitungsnetzes wird eine erste Nachrüstung dieses Fernwirksystems mit zusätzlichen Relaisstationen bereits 1978 erforderlich. Ab 1980 verbinden Mehrkanalrichtfunkstrecken anstatt Simplexkanälen die Relaisstationen untereinander und mit der Zentrale. Auch eine moderne Funkstation am Breitenstein bei Kirchschlag wird nun errichtet; sie ersetzt die bisherige Sprechfunkrelaisstation. 1984 erfolgt schließlich eine Aufrüstung der Reduzierstationen mit Telenot-Alarmwählern, die nun zur Übertragung von Informationen erstmals auch die Festnetztelefonie nutzen (automatischer Anruf der Zentrale bei Änderung kontrollierter Zustände).

1994 geht schließlich ein komplett neu geplantes Netzleitsystem mit erstmals vollgrafischer und performanter Darstellung aller übertragenen Daten in der ebenfalls neu errichteten Warte in Betrieb. Die funkgebundenen Fernwirkanlagen werden auf ein neues AEG-System umgestellt, die Telenot-Alarmwähler ersetzt durch moderne Kleinfernwirkanlagen. Das Sprechfunksystem adaptiert die OÖ. Ferngas mittels Funkprozessor. Es leistet aufgrund der nun möglichen Selektivruffunktion hervorragende Dienste im unternehmensinternen Krisenkonzept.

Der Aufbau eines echten Profi-Krisenmanagements erfolgt in der OÖ. Ferngas als einem der ersten Unternehmen der Branche ab 1999 unter externer Unterstützung des international renommierten Sicherheitsexperten Dipl.-Ing. Bruno Hersche aus Zürich. Ein eigener Krisenstab mit spezifischen Regelungen und Sonderkompetenzen für Führungsstruktur, Alarmierung und Einsatzbereitschaft, eigene Konzepte für Kommunikation und Meldewesen im Krisenfall, eigene Krisenräume samt Infrastruktur sowie ein zentrales Krisen- bzw. Notfallmanual mit 77 Checklisten, Verzeichnissen und Pflichtenheften bilden seit dem Jahr 2000 den Kern der in regelmäßigen Krisenschulungen, Stabs- und Einsatzübungen mit den Blaulichtorganisationen trainierten OÖ. Ferngas-Krisenorganisation.

Im Gasleitungsnetz setzt das Unternehmen für eine 100%ige Netzverfügbarkeit neben vorbeugenden periodischen Checks und Wartungsarbeiten vor allem auf redundante Ringsysteme im Fernleitungstransport bzw. auf Absperrkreiskonzepte in Ortsnetzen. Zur gesicherten Datenübermittlung und Netzsteuerung dienen heute redundante Lichtwellenleiternetze und seit 2006 auch eine vollredundante Notwarte.

Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2006