Moderne Gasversorgung für Fremdenverkehrsorte: Bad Ischl und Gmunden
Das Gaswerk Ischl
Als aufstrebender Kur- und Fremdenverkehrsort stellte die Gemeindevertretung in Ischl bereits in den 1850er Jahren Überlegungen zum Bau eines Gaswerkes an, um mit einer öffentlichen Straßenbeleuchtung den Bedürfnissen seiner Einwohner und Gäste zu entsprechen. Nach Einholung mehrerer Anbote und von Musterverträgen aus Bamberg und Zürich wurde schließlich 1865/66 die „Imperial Austrian Gas Company Limited“, vertreten durch John Robert Haldenby Keyworth und John Thomas Brown Porter mit dem Bau eines Holzkohlengaswerkes betraut. Der Betrieb des Werkes erfolgte durch die Gaswerksgesellschaft „Enderlen & Genossen“ ab 1870 und versorgte bis in die späten 1890er Jahre den Rayon der Ischler Stadt mit einem Rohrleitungsnetz von einer Gesamtlänge von ca. 6000 m, 150 Laternen und 227 Kandelabern sowie insgesamt etwa 2400 Privathäuser. Im Bereich der Privathaushalte versorgte die Gasanlage 1850 Flammen.
Der im Jahre 1900 auslaufende Vertrag stellte die Gemeinde vor die Frage nach dem weiteren Betrieb des Gaswerkes: Sollte der Vertrag verlängert oder aufgekündigt werden? Sollte ein Neubau in Erwägung gezogen werden, oder war es sinnvoller, das alte Gaswerk zu erneuern und auszubauen? Zur Lösung dieser Fragen wurden mehrere Bauunternehmungen und Spezialisten mit der Erstellung von Gutachten und Anboten beauftragt. In jedem Fall sollte eine Umstellung von der Holz- auf Steinkohlengasproduktion erfolgen. Die Entscheidung fiel letztendlich auf einen Umbau des bestehenden Werkes. Nach diesem wurde die Verfeuerung der Steinkohle mit vier Retorten betrieben und der Beleuchtungsrayon auf die umliegenden Ortschaften Kaltenbach, Reitersdorf, Steinfeld und Kaisersdorf ausgeweitet.
Nach Auslaufen des Vertrages im Jahr 1900 erwarb die Gemeinde das Gaswerk. Als Gemeindeanstalt versorgte es weiterhin die an das Gasnetz angebundenen Abnehmer mit Gas für Beleuchtungs- und Heizzwecke sowie Motorenbetrieb.
Über die Zeit bis 1942 lassen sich aufgrund fehlenden Archivmaterials keine Aussagen treffen. Während des Krieges erfolgten zwei kleinere Erweiterungen, ein Zubau für einen Gassauger am Apparatehaus (1942) sowie ein Bau eines Kohleschuppens (1945). Da die Beschaffung von Steinkohle nach Kriegsende kaum mehr möglich war, wurden kurzzeitig sogar wieder Holz und Ölrückstände zur Verbrennung herangezogen.
Im Jahr 1948 erfolgten ein letzter Umbau und die Investition in einen modernen 6-Retorten-Ofen. Da sich der weitere Betrieb trotz Modernisierung des Werkes aufgrund hoher Kohlen- und niedriger Kokspreise sowie steigender Fracht- und Lohnkosten als äußerst unrentabel erwies, empfahl die Arbeiterkammer schließlich 1957 die Einstellung des Betriebes. Es war dies die Zeit, wo nahezu allen in Österreich noch bestehenden Gaswerken ähnliche Schicksale widerfuhren.
1961 bis 1963 erfolgten die Gründung der Gaswerk Bad Ischl Ges.m.b.H. und der Umbau des Werkes auf eine Propan-Luftmischanlage. 1989 wurde das Gaswerk Bad Ischl durch die Oö. Ferngas Ges.m.b.H. übernommen und nachdem ein Jahr später der Bau einer Hochdruckleitung von Ebensee nach Bad Ischl abgeschlossen werden konnte, war nun auch der Kurort an das oberösterreichische Erdgasnetz angebunden. Bis zur Fertigstellung der Leitung wurde die Propan-Luftmischanlage weiterbetrieben und im Oktober 1990 außer Betrieb genommen.
Gmunden
Ähnlich wie in Ischl verhielt es sich in Gmunden: Der Beschluss zum Bau des Gmundner Gaswerkes erfolgte im Jahr 1873 im Zusammenhang mit der Verleihung des Kurstatutes, „als man die für eine Kurstadt notwendigen Installierungen für eine öffentliche Beleuchtung vornehmen wollte“. Nach kurzer, einjähriger Bauzeit konnte das Werk 1874 in Betrieb genommen werden. Betreiber des kleinen Gaswerkes war wie in Steyr die Augsburger Gasgesellschaft L. A. Riedinger’s. Anfänglich erfolgte die Gasproduktion in einer Gußeisen-Retorte mit einem 200 m³ fassenden Behälter. Durch die zunehmende Ausweitung des Gasverbrauches für Heizung und Haushalt erfolgte bald ein Ausbau des Werkes auf drei Öfen (sechs Retorten) und mit einem neuen Gasbehälter für 450 m³. 1895 betrug die Gesamtjahresproduktion 85.000 m³ und die in Gmunden verlegten Gasleitungen erreichten eine Länge von 3000 Metern.
Trotz finanzieller Schwierigkeiten nach Ende des Ersten Weltkrieges und negativer Bilanz durch kriegsbedingtem Kohlenmangel wurde die Stadtgaserzeugung in Gmunden in mehren Stufen ausgebaut: Da sich der anfänglich installierte Retortenofen durch zunehmenden Einsatz der Energiequelle im Haushalt bald als zu klein erwies, erfolgte ein Ausbau zu einer Kammerofenanlage, welche 1954 eine nochmalige Erweiterung auf einen Vierkammerofen und 1961 eine abermalige Vergrößerung der Anlage erlebte. Trotz erhöhter Produktion und Abnahme stellte das Gaswerk auch in den 1950er und 1960er Jahren für die Stadt eine hohe große finanzielle Belastung dar. 1966 erfolgte eine Umstellung auf Flüssiggasspaltung in einer neuen, am 27. Jänner 1967 eröffneten Spaltgasanlage. Durch die zwei neuen Spaltöfen konnte die Tagesleistung auf 20.000 m³ bzw. durch zusätzliche Maßnahmen auf 25.000 m³ gesteigert werden.
Ab 1974 schließlich wurde der Betrieb teilweise und 1977 voll auf Erdgas umgestellt. Der Gasverbrauch war auf 5,5 Mio. m³ jährlich angestiegen. Mit der Umstellung auf Erdgas erfolgten umfangreiche Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten am Gasleitungsnetz. Im Jahr 2000 wurde die Gmundner Gasversorgung zur Gänze an die Oö. Ferngas AG verkauft.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2006