Erdgas in Österreich

Im Jahre 1844 war im Gebiet des Wiener Ostbahnhofes erstmals Erdgas gefunden worden; seit 1890 wird Erdgas bei Wels gefördert und 1934/1935 bezog das Kraftwerk Simmering der Wiener Elektrizitätswerke rund 15 Mio. m³ Erdgas aus Schwadorf-Oberlaa. Vor und während des Zweiten Weltkrieges wurde Erdgas jedoch vielfach noch als Nebenprodukt betrachtet und meist zur Erdölförderung (Gasliftbetrieb) genutzt. Ein Teil der gewonnenen Erdgasmenge wurde auch nach Wien abgeleitet und dem Stadtgas zugesetzt.

Die bedeutendsten Erdgasfunde in Österreich erfolgten nach dem Zweiten Weltkrieg; vor allem jene im Wiener Becken waren entscheidend für den großzügigen Ausbau der österreichischen Erdgaswirtschaft. Neben den Produktionsunternehmen entstanden auf Grundlage der heimischen Erdgasgewinnung erste Landesversorgungsunternehmen in der Steiermark, in Niederösterreich und in Oberösterreich. Nachdem Erdgas zunächst als preisgünstiger Brennstoff in Wärmekraftwerken und in der Industrie zum Einsatz gekommen war, erfolgte zunehmend der Aufbau eines Allgemeinversorgungssystems für Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe. Bedingt durch den raschen Anstieg der Nachfrage wurden bereits Mitte der 1960er Jahre Erdgasimporte notwendig.

Erdgasproduzenten in Österreich
Derzeit sind in Österreich die zwei Unternehmen in der Erdgasförderung tätig: die OMV AG – sie steht zu 35 % im Eigentum der ÖIAG - und die Rohöl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft (RAG). Der Anteil an diesem Fördervolumen beträgt für die OMV 60 % und für die RAG 40 %. Die Aufteilung der Erdgaserzeugung auf die Fördergebiete ergibt folgendes Bild: 55 % wurden im Wiener Becken und 45 % in der Molassezone gefördert. Seitens der OMV wurde diese Produktion aus 91 Gasfördersonden (Erdgas) und 770 Erdölfördersonden (Erdölgas) aufgebracht; bei der RAG waren es 112 Erdgassonden und 68 Erdölfördersonden.
Das produzierte Gas wird von den Sonden mittels Leitungssystem gesammelt, in Gasstationen getrocknet, großteils verdichtet und anschließend an die Landesferngasgesellschaften zum Weitertransport an die Verbraucher übergeben oder den Untergrund-Gasspeichern zugeführt.

Importe
Erdgasimporte werden überwiegend von der OMV, der VEG (Vorarlberger Erdgas GmbH) und den Stadtwerken Bregenz getätigt.
In einigen Bundesländern entwickelten sich die ersten „Landesgasversorgungsgesellschaften“ – die EVN AG (vormals NIOGAS) für den näheren und weiteren Bereich der niederösterreichischen Fundstellen, die Oberösterreichische Ferngas als Verkaufs- und Verteilerorganisation der Erdgasproduktion der RAG an oberösterreichische Industriebetriebe sowie ab 1957 die Steirische Ferngas-AG zur Versorgung von Industriebetrieben in der Mur-Mürztal-Furche der Obersteiermark. Aufgrund der Voll-Liberalisierung des österreichischen Gasmarktes per 1. Oktober 2002 und den damit einhergehenden Umstrukturierungsmaßnahmen kam es wie auch im Strommarkt zu Kooperationen, Zusammenschlüssen und ausländischen Beteiligungen. Am bedeutendsten in diesem Zusammenhang war die Gründung der EconGas, einem Joint Venture der Unternehmen BEGAS (2,60 %), EVN (15,70 %), Linz AG (0,45 %), OÖ Ferngas (15,55 %), OMV (50,00 %) und WIEN ENERGIE (15,70 %). Zielgruppe dieses neuen Anbieters sind Geschäftskunden mit einem Jahresbedarf von mehr als 500.000 m³ Erdgas an zumindest einem Unternehmensstandort. Aufgrund der geänderten Rahmenbedingungen durch das GWG II und der Umsetzung der EU-Binnenmarktrichtlinie sind die Erdgasunternehmen verpflichtet, ein zumindest organisatorisches und buchhalterisches Unbundling vorzunehmen. Unternehmen, die auch Fernleitungen betreiben bzw. mehr als 50.000 Haushaltsanschlüsse haben, sind verpflichtet, auch ein gesellschaftsrechtliches Unbundling vorzunehmen.

Versorgungssicherheit durch Lieferverträge
Der Hauptteil des ständig steigenden Bedarfes an Erdgas wird traditionellerweise durch Lieferungen aus Russland, zunehmend jedoch auch mit Erdgas aus Norwegen abgedeckt. Ein weiteres Lieferland ist Deutschland. Am 1. Juni 1968 wurde der erste langfristige Erdgasliefervertrag zwischen der OMV und der Vorgängerorganisation der heutigen Gazexport (dem für den Export zuständigen Tochterunternehmen der russischen Gazprom) unterzeichnet. Österreich war damit das erste Land außerhalb des COMECON, mit welchem die Sowjetunion einen Erdgasliefervertrag abschloss. Vier weitere derartige Verträge folgten. Im Jahre 1986 schloss die OMV zusammen mit der Austria Ferngas GmbH einen Liefervertrag mit dem norwegischen Trollkonsortium, der Lieferungen bis über das Jahr 2020 hinaus vorsieht. Die Importverträge aus Deutschland sind Verträge zwischen den Landesferngasgesellschaften als Importeur und Ruhrgas als Exporteur. Die importierten Mengen aus Deutschland werden in Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich und Salzburg abgesetzt. Im Berichtjahr 2001 wurden erstmals nennenswerte Mengen an Erdgas (410,6 Mio. m³) exportiert.

Versorgungsnetz
Das österreichische Verteilnetz der Gasversorgungsunternehmen weist eine Streckenlänge von rund 30.000 km auf. Neben dem Erdgasverteilungssystem (Hoch- und Niederdruck) zur Versorgung der Endverbraucher sind die Transitleitungen zu nennen. Pipelines mit internationaler Bedeutung queren Österreich und werden auch für den innerösterreichischen Transport genutzt. Der internationale Erdgastransport wird über ein immer dichter werdendes Leitungsnetz, welches sich von der GUS über Slowakei und Tschechien sowie durch Österreich bis zu den Zielregionen in West- und Südeuropa erstreckt, durchgeführt. Österreich nimmt im europäischen Erdgasnetz eine Schlüsselstellung ein. Ausgehend von der Überlegung, den heimischen Bedarf mit Inlandsgas abzudecken, entstand bereits in den Fünfzigerjahren das Primärverteilsystem. Seit den Siebzigerjahren werden laufend großvolumige Transitleitungen vom niederösterreichischen Baumgarten an die Grenzen nach Italien (Arnoldstein), Deutschland (Oberkappel) und Ungarn (Deutsch-Jahrndorf) gebaut. Insgesamt rund 1.500 km Liefer- und Verteilerleitungen, deren Durchmesser meist größer als 200 mm ist, versorgen mittlerweile Italien, Slowenien, Kroatien, Deutschland, Frankreich und Ungarn mit Erdgas. Die niederösterreichische Gasstation Baumgarten ist einer der wichtigsten europäischen Anlaufknoten für Erdgas. Hier wird russisches Gas für den österreichischen und internationalen Bedarf importiert und verteilt. Seit 1959 die Erdgasstation Baumgarten als Förderstelle des Erdgasfeldes Zwerndorf in Betrieb genommen wurde, hat sie sich kontinuierlich zu einer immer bedeutenderen Erdgasdrehscheibe für Europa entwickelt. Mittlerweile übernimmt sie russisches Erdgas für den österreichischen und den internationalen Erdgasbedarf. In Baumgarten erfolgen die Aufbereitung, Messung und Qualitätskontrolle der Gasströme für Frankreich, Italien, Slowenien, Kroatien, Ungarn und selbstverständlich auch für Österreich, bevor sie an die internationalen und österreichischen Kunden übergeben werden. Im Rahmen des Dispatching kommt der OMV eine zentrale Bedeutung im europäischen Erdgasverbund zu. Das Dispatching ist als koordinierendes Steuerorgan das zentrale Glied in einer Kette, welche die Anmeldung des Gasbedarfes internationaler und nationaler Partner, die Steuerung und Messung der Gasströme und die Abrechnung umfasst. In der Leitzentrale Auersthal laufen alle technischen und vertraglichen Informationen über Produktion, Import, Transit und Speicherung zusammen und bilden die Basis für die marktgerechte Steuerung der Erdgasströme. Die Importe bzw. der Transit erfolgen über die TAG (Trans-Austria-Gasleitung), die SOL (Süd-Ost- Gasleitung), die WAG (West-Austria-Gasleitung), die HAG (Hungaria Austria Gasleitung) und die PENTA West.

Erdgas wurde in Österreich schon vor dem Zweiten Weltkrieg gefördert, doch vielfach noch als Nebenprodukt betrachtet. Die russische Verwaltung betrachtete das Erdgas mehr oder weniger als Abfallprodukt. Energiewirtschaftlich genutzt wurden nur etwa 40 Prozent der Gesamtproduktion. Bis zum Jahr 1955 stieg die Erdgasförderung auf 766 Millionen Kubikmeter, von denen etwa 60 Prozent diversen Verbrauchern außerhalb der Ölwirtschaft zugeführt wurden. Erst nach 1955 begann man ein Versorgungsnetz aufzubauen. Die Lieferungen gingen vorerst an das Land Niederösterreich, die Gemeinde Wien und die Steirische Ferngasgesellschaft, die entsprechende Verteilungseinrichtungen aufbauten.

Landesversorgungsunternehmen
Es entstanden auf Grundlage der heimischen Erdgasgewinnung erste Landesversorgungsunternehmen in der Steiermark, in Niederösterreich und in Oberösterreich. Nachdem Erdgas zunächst als preisgünstiger Brennstoff in Wärmekraftwerken und in der Industrie zum Einsatz gekommen war, erfolgte zunehmend der Aufbau eines Allgemeinversorgungssystems für Haushalte, öffentliche Einrichtungen und Gewerbebetriebe. Bereits Mitte der Sechzigerjahre setzten Erdgasimporte ein. Derzeit sind in Österreich zwei Unternehmen, die OMV AG und die Rohöl-Aufsuchungs-Aktiengesellschaft (RAG), als Erdgasproduzenten tätig. Die RAG fördert ein Drittel des heimischen Erdgases.
Am 1. Juni 1968 wurde der erste langfristige Erdgasliefervertrag zwischen der OMV und der Vorgängerorganisation der heutigen Gazexport (dem für den Export zuständigen Tochterunternehmen der russischen Gazprom) unterzeichnet. Österreich war damit das erste Land außerhalb des COMECON, mit welchem die Sowjetunion einen Erdgasliefervertrag abschloss. Vier weitere derartige Verträge folgten.

Österreich nimmt im europäischen Erdgasnetz eine Schlüsselstellung ein. Das österreichische Verteilnetz der Gasversorgungsunternehmen weist eine Streckenlänge von rund 30.000 Kilometern auf. Neben dem Erdgasverteilungssystem (Hoch- und Niederdruck) zur Versorgung der Endverbraucher sind die Transitleitungen zu nennen.

Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2006