Die Entwicklung der Gaswirtschaft und Gasversorgung in Oberösterreich
Bei der Herstellung von Koks, welcher durch starke Erhitzung von Holz- oder Steinkohle entsteht, wurde als eines der vielen Nebenprodukte Kohlen- oder Stadtgas gewonnen, das ursprünglich zur Beleuchtung von Straßen und öffentlichen Gebäuden und in kleinen Mengen für die Ballonluftfahrt eingesetzt wurde. Nach und nach fand das Stadtgas zum Kochen und Heizen für private und industrielle Zwecke Verwendung. Für die meisten oberösterreichischen Gaswerke ist der Bezug von Ostrauer Kohlen belegt. Bis zur Jahrhundertwende erfolgte die Stadtgasversorgung in vielen Fällen durch die Gaswerke privater, zum Teil ausländischer Firmen, welche um die Jahrhundertwende kommunalisiert wurden. Die Stadt Wels machte sich knapp vor der Jahrhundertwende auch als Erdgasfundort einen Namen: Das in Wels geförderte Erdgas fand neben der privaten Beleuchtung im Haushalt in der Warmwasseraufbereitung und zum Antrieb kleinerer Motoren Verwendung.
An den Beispielen Linz, Wels, Steyr und Enns wird die Entwicklung der Gasversorgung in oberösterreichischen Städten dargestellt.
Nachdem Linz 1857 als erste Stadt in Oberösterreich ein Gaswerk erhalten hatte, wurde ab den 1870er Jahren auch in Steyr, Wels, Bad Ischl und Gmunden die Beleuchtung der öffentlichen Plätze und Straßen durch eigene Gaswerke gesichert. Sehr spät – im Jahr 1904 – entschloss sich die Stadt Enns zum Bau eines Kohlengaswerkes. Die öffentliche Beleuchtung sollte einerseits die Sicherheit auf den Straßen gewährleisten. Andererseits machten in Tourismusorten der Fremdenverkehr und die Bedürfnisse der zahlenden Gäste den Komfort einer städtischen Abend- und Nachtbeleuchtung notwendig. Andere – kleinere – Orte entschieden sich nach 1900 für Strom oder andere Alternativen. So sind etwa aus Freistadt, Leonfelden, Haag am Hausruck und Grieskirchen Entscheidungen für den Bau von Azetylen-Gasanlagen bekannt, die für die Dauer einiger Jahre zur Stadt- bzw. Ortsbeleuchtung eingesetzt wurden. Die meisten dieser Anlagen waren nicht von langer Dauer: In Wels wurde bereits im Jahre 1901 die Gasbeleuchtung durch eine elektrische Beleuchtung abgelöst.
Kleinere Einzelanlagen gab es in mehreren oberösterreichischen Orten; sie versorgten Fabriken mit Kohlen- oder Ölgas. Hierzu zählen beispielsweise die Aktiengesellschaft für Mühlen- und Holzindustrie in Kleinmünchen bei Linz, die k.k. priv. Flachsspinnerei in Lambach, die Papierfabrik in Steyrermühl und die Baumwollspinnerei in Theresienthal bei Gmunden.
Die Erzeugung von Leuchtgas in Oberösterreich
| Jahr | 1875 | 1880 | 1885 | 1890 | 1897 |
|---|---|---|---|---|---|
| Betriebe | 3 | 5 | 5 | 5 | 5 |
| Beschäftigte | 40 | 60 | 59 | 64 | 90 |
| Produktion | |||||
| Gas (in Mio ccm) | 1,26 | 1,527 | 1,593 | 2,618 | 2,6 |
| Teer u. Koks (in mq) | 16.500 | 32.100 | 33.488 | 56.970 | 57.400 |
| Wert (in Gulden) | 272.00 | 238.400 | |||
| Dampfkraft (in PS) | 4 | 6 | 8,5 | 7,5 |
Quelle: Kropf, Rudolf: Oberösterreichs Industrie 1873–1938. Linz 1981, S. 354.
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2006