Nach 1945 verschwand das Stadtgas zunehmend auch aus dem Bereich der Haushaltsgeräte. Immer mehr aber zeichnete sich ab, dass der Gaswirtschaft in der Raumheizung und im industriellen Bereich eine große Zukunft bevorstehen werde. Wirklich bedeutsam wurde dies allerdings erst, als das Stadtgas auch in diesen Bereichen durch das Erdgas abgelöst wurde.
Energiemangel
Vorerst aber war die österreichische Gaswirtschaft durch den eklatanten Energiemangel, der infolge des Krieges entstanden war, nahezu gelähmt. Die Kohlenförderung und Kohlenversorgung waren zusammengebrochen. In Oberösterreich, das seit 1944 von Bombenschäden betroffen war, arbeiteten die Kraftwerke nur mit eingeschränkter Kapazität und die städtischen Gasrohrnetze waren schwer betroffen. Die Bevölkerung musste mit einer stark eingeschränkten Nutzung von Strom und Gas das Auskommen finden. Die Gasabgabe war auf bestimmte Tageszeiten beschränkt. Sparsamkeit auf allen Ebenen lautete die Devise zu jener Zeit.
Die Anlagen der VOEST hatten durch einen Luftangriff am 25. Juli 1944 enorme Zerstörungen erlitten, und auch die Kokerei der Hütte Linz, der größte Kohlengaslieferant Oberösterreichs, war stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Eine annähernde Normalisierung der Gasversorgung konnte erst im Juni 1947 erreicht werden, als der erste Hochofen der Hütte Linz wieder angeblasen wurde.
Niedergang der Kohlengaswerke
In den 1950er und 1960er Jahren erlebten die wenigen noch bestehenden, veralteten Kohlengaswerke in Österreich ihren Niedergang, da die Produktion von Kohlengas aufgrund ihrer Unwirtschaftlichkeit nicht mehr gerechtfertigt schien. Konträr zur Entwicklung der Kohlengaswerke selbst nahm der Gasverbrauch in den Städten nach dem Krieg aber zu: Die steigende Nachfrage gab Anlass, sich nach Alternativen umzusehen. Nach einer kurzen Phase der Umrüstung auf Spaltgasanlagen, welche die letzte Phase der Eigenproduktion durch die städtischen Gaswerke darstellte, begann der Erfolgsweg des fossilen Energieträgers Erdgas, der sich deutlich umweltfreundlicher als der der Konkurrenzprodukte Kohle und Erdöl darstellte. Die Gründungen der Unternehmen OMV und Ferngas AG erfolgten zu dieser Zeit und garantieren seitdem Versorgungssicherheit durch Nutzung der eigenen Gasvorkommen und durch langfristige Lieferverträge mit Russland. Der Ausbau eines umfangreichen, überregionalen Leitungsnetzes wurde begonnen. In den 1970er Jahren begann ein enormer Aufschwung der Erdgaswirtschaft. Die Umstellung von Stadtgas auf Erdgas wurde von den Konsumenten nur am Rande wahrgenommen, da diese nur eine geringfügige Anpassung bei den Geräten erforderte.
Die 1. Ölkrise
Zu Beginn der 1970er Jahre wurde durch die erste Ölkrise die Abhängigkeit von Energielieferanten in das Bewusstsein der Bevölkerung gerückt. Ihren Ausgang nahm die Krise im israelisch-arabischen Jom-Kippur-Krieg, nachdem die OPEC-Staaten (Erdöl exportierenden Länder) gegen die USA und Holland wegen ihrer Israel freundlichen Haltung ein Ölembargo verhängt und die Exporte auch in die übrigen westlichen Länder reduziert hatten. Durch den Ölboykott stieg der Ölpreis innerhalb eines Jahres von rund 3 US-$ pro Barrel auf 12 US-$.
Das Bewusstsein um die Abhängigkeit von den Erdöl exportierenden Ländern, die 55 % des Weltbedarfes an Erdöl förderten und um die Endlichkeit der fossilen Energieressourcen führte bei den betroffenen Staaten zu konkreten Sparmaßnahmen (Erhöhung der Benzinpreise, Einführung autofreier Tage, Einführung der Sommerzeit) und zu einer intensiven Suche nach alternativen Energiequellen.
Die 2. Ölkrise
Wenige Jahre später folgte die zweite Erdölkrise. Nach der iranischen Revolution 1979/80 und dem Angriff des Irak auf den Iran (Erster Golfkrieg) stieg der Ölpreis von 15,5 US-$ auf 24 $ pro Barrel. Die westlichen Länder reagierten mit hohen Investitionen in den Aufbau alternativer (Kohle, Erdgas, Atomkraft) und erneuerbarer Energiequellen wie Wind- und Wasserenergie. Dadurch sank der OPEC-Weltmarktanteil auf 40 %.
In den darauf folgenden Jahren kam es immer wieder zu erneuten Steigerungen des Ölpreises. Der zweite Golfkrieg (ab 1990/91), bei dem der Irak in Kuwait einfiel, führte wider Erwarten nur zu einem kurzzeitigem Anstieg des Ölpreises. Weitere Preissteigerungen folgten 2004 und 2005 und reichten bis zu 70 US-Dollar pro Barrel.
Erdgas auf Erfolgskurs
Erdgas wurde zum zweitwichtigsten Energieträger weltweit und auch in Österreich. In Österreich beträgt beim Primärenergieverbrauch der Marktanteil von Öl und Gas rund 65 %. Während bei Erdöl und Erdölprodukte seit 1970 ein Rückgang der Marktanteile zu verzeichnen ist, konnte Erdgas seinen Marktanteil signifikant, nämlich von etwa 9% (1970) auf 22% (2002) ausbauen. (Quelle: Fachverband Gas Wärme)
Redaktionelle Bearbeitung: Elisabeth Kreuzwieser, 2006