1. Abtrennung der Seele (Sulfur)
Eine ausgewählte Pflanze, die möglichst in der für sie idealen Umgebung gewachsen war, wird in Mörsern zerstampft und in einem Glaskolben mit Regenwasser aufgegossen. Dieses Gemenge wird langsam destilliert. Auf dem Destillat bildet sich ein Film aus ätherischen Ölen, die Seele (Sulfur, Schwefel) der Pflanze. Diese kann vorsichtig abgezogen werden.
2. Lösung des Geistes (Merkur)
Der Pflanzenrest wird in einer Flasche unter konstanter höherer Temperatur zur Gärung geführt. Dies geschah oftmals mittels Einbetten in Pferdemist oder warmen Sand.
Nach abgeschlossener Gärung wird die Maische wiederum langsam destilliert. Der Alkohol der Pflanze kann abgeschieden werden und stellt den Geist (Merkurius, Quecksilber) dar. Die heutige Bezeichnung „Geist“ für gebrannte Spirituosen weist noch immer auf diesen spagyrischen Prozess hin.
3. Reduktion des Körpers (Sal)
Die verbleibenden Feststoffe werden getrocknet und anschließend kalziniert (verascht). Es entsteht graue Asche, die jedoch noch nicht ganz rein ist. Dieses Aschengemenge wird über einen längeren Zeitraum (12 Std.) bei über 700°C gebrannt. Es entsteht hierbei reinweiße Asche. Diese wird mit vorher destilliertem Wasser vermischt. Nach einiger Zeit sinkt die Asche wieder zu Boden und lagert sich dort ab. Vorsichtig kann das augenscheinlich reine Wasser dekantiert werden. Dieses wird anschließend langsam verdampft. Kurz vor der endgültigen Verdampfung entstehen kleine Salz-Kristalle, der Körper (Salz) der Pflanze.
4. Die Zusammenführung (Koagulation)
Körper (Salze), Geist (Alkohol) und Seele (Öle) werden, spagyrisch rein, wieder in einem Glaskolben zusammengemengt. Diese werden abschließend oftmals in Folge (7 mal oder mehr) destilliert.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2014
Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.