Was die Elementargeister zu „Verwandten“ anderer Geister oder Armer Seelen macht, ist die Vorstellung ihrer Feinstofflichkeit. Die Idee feinstofflicher Wesen stammt schon aus der Antike und wurde z.B. von Platon vertreten und in der Renaissance neu aufgegriffen.
Der Glaube an Elementargeister war im einfachen Volk nie wirklich heimisch, aber in Adelskreisen weit verbreitet. Sie stammt aus frühen (vor-) wissenschaftlichen Theorien und stand in Zusammenhang mit alchemistischen Ansichten. Die Elementargeisterlehre entstand in der Naturphilosophie des 15. und 16. Jahrhunderts, übernahm ihre Vorstellungen aber aus der spätantiken Dämonenlehre. Sie teilte Geisterwesen nach den Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde ein. Dahinter stand der Glaube an eine von geheimnisvollen Mächten belebte Natur, der Animismus. Einer der Hauptvertreter war Paracelsus (1493 - 1541), der das „Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis et salamandribus…“ schrieb, in dem er die Elementargeister in eine Ordnung brachte. Charakterisiert werden sie durch das, was Paracelsus als ihr „Chaos“ bezeichnete, durch das Element, das für sie die größte Rolle spielt. Für die Salamander ist das Feuer ihr „Chaos“, für den Menschen die Luft.
Die Elementargeister gehören eigentlich zu den Dämonen und haben den Wunsch, mit Menschen eine Partnerschaft einzugehen. Sie besitzen nämlich keine Seele, können diese aber durch die Ehe mit einem Menschen erwerben. Besonders die Undinen versuchen dies.
In Erzählungen kommen diese Wassergeister oft vor. Der Name geht auf Paracelsus zurück und kommt von „unda“ = Welle, Woge. Er setzt ihn wechselweise mit „Nymphen“ ein. Schon um 1300 kommt eine Undine in einer mittelhochdeutschen Novelle vor, die von einem Ritter von Stauffenberg erzählt. Um das Schloss Stauffenberg wurde die Geschichte mündlich überliefert. Auch Paracalsus war sie bekannt.
Die Sage wurde immer wieder bearbeitet, so in der Romantik um 1811 in der Erzählung „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué oder im 20. Jahrhundert durch Ingeborg Bachmanns „Undine geht“. Selbst zu einer Oper wurde der Stoff 1845 durch Albert Lortzig.
Es gab auch mehrere Adelsgeschlechter, die ihre Herkunft von einer Undine als Ahnfrau herleiteten. So war auf Wappen und in der Kunst der Renaissance die hübsche Frau, oft mit gespaltenem Fischschweif, ein beliebtes Motiv.
Auch die Freiherrn von Tattenbach, ein altbayrisches Geschlecht, die im Innviertel Schloss St. Martin, und im Mühlviertel Schloss Freizell besaßen, führten eine Wasserfrau im Wappen.
Während die Undinen etwa die Größe von Menschen hätten, meinte Paracelsus, so seien die Elementargeister der Luft größer und stärker und würden daher auch Riesen genannt. Die Salamander seien lang, schmal und dürr, die Pygmäen etwa zwei Spannen (0,4 m) hoch, könnten sich aber zu riesiger Größe ausdehnen. Die Geister der Luft und des Wassers seien menschenfreundlich, die Salamander könnten, als Feuerwesen, keinen Kontakt mit Menschen haben. Die Pygmäen seien ihnen gegenüber feindlich.
Für Martin Luther waren diese Wesen allerdings nur eines, Verwandlungsgestalten Satans. In seiner „Interpretatio christiana“ werden sie gemeinsam mit vorchristlichen Göttern und anderen unheimlichen Wesen „verteufelt“.
Auch nach Paracelsus befassten sich Gelehrte wie Oswald Croll, ein Alchemist um 1600, oder Georg Welling, ein bayrischer Alchemist um 1719, mit diesen Elementarwesen.
Eine literarische Wiederauferstehung erlebten die Naturgeister, wie schon bei den Undinen erwähnt, besonders in der Zeit der Romantik.
Doch auch in einem der berühmtesten Werke der Weltliteratur, in Goethes Faust, werden sie beschrieben, wenn Faust beim „Spruch der Viere“ Salamander, Undinen, Sylphen und Kobolde anruft.
Auch heute findet man die Elementargeister in vielen esoterischen Theorien, in der Fantasyliteratur und in Computerspielen.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2014
Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.