Der Teufel

Die theologische Sicht des Teufels weicht stark von der volkstümlichen ab. Kaum eine Kultur kennt keine bösartigen dämonischen Wesen, der Glaube an das personifizierte Böse gehört zu den allgemein menschlichen Vorstellungen.
Im persischen Zoroastrismus gab es ein gutes Prinzip, das die Erde erschuf, sich dann aber zurückzog. Ein böses Prinzip übernahm danach die Herrschaft über die Schöpfung.

Die Gnosis übernahm im 2. und 3. Jh. diese Gedanken. Sie lehnte die diesseitige Welt ab und glaubte, es gebe zwar einen vollkommenen Gott, dieser sei aber nicht Schöpfer der Welt. Dies sei ein böser Demiurg gewesen. Er habe auch die Menschen erschaffen, deshalb sei der menschliche Körper böse.

Starken Einfluss auf das christliche Teufelsbild hatten römische und griechische Götter- und Dämonenwesen. Pan mit seiner zügellosen Sexualität, seinen Hörnern und Bocksfüßen prägte die Vorstellung vom Teufel ebenso wie die gehörnten Satyre und der Faun.

Besonders „verteufelte“ germanische Gottheiten standen beim Teufelsbild Pate. Loki, ein ambivalenter Gott, der Lüge und Betrug verbreitete, und Wotan, der Gott des Sturmwindes und Anführer der Wilden Jagd, wären hier zu nennen.

In der jüdischen Tradition untersteht der Teufel Gott, er versucht die Menschen in seinem Auftrag z.B. als Schlange. Wende sich Gott von einem Menschen wegen seiner Sünden ab, könne sich der Teufel seiner bemächtigen.

Der christliche Teufelsglaube des Neuen Testamentes kennt eine Vielzahl von Dämonen. Diese Bezeichnung taucht im Neuen Testament 52 mal auf und wird für teuflische Besessenheit benutzt.

Satan ist der Name des Teufels im Alten Testament. Er ist der Gegner, der Verleumder Gottes und wird durch die Schlange personifiziert.

Dieses Bild vermischte sich mit der Vorstellung von Luzifer, dem gefallenen Engel. Er will das Wort des Evangeliums zerstören, bewirkt Krankheiten, versucht Jesus in der Wüste und bemächtigt sich der Seele des Judas.

Beelzebub, abgeleitet vom hebräischen „Baal zevuv“, ist der Name des Teufels, den die Pharisäer verwendeten. Er ist der „Gott der Fliegen“, vertreibt seinen Anhänger die Fliegen.

Diabolos bedeutet Ankläger, Verleumder, Feind und war der Name der Griechen für den Teufel. Er ist der Fürst der Dämonen, der die Menschen versucht und ihnen übel will.

Der Antichrist entstammte der Apokalypse des Johannes und prägte die Dämonologie des Mittelalters. Er ist das „Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt“, der „große rote Drache“, „das Tier 666“, die „alte Schlange“ und die „große Hure Babylon“. In der Apokalypse siegt Gott und stößt den Teufel in einen Pfuhl aus Feuer und Schwefel. All diese Motive wurden in den Apokryphen, nicht in die Bibel aufgenommenen Texten, weiter ausgebaut. Besonders in der „Petrusapokalypse“, 135 n. Chr., gibt es eine von verschiedensten Dämonen bevölkerte Hölle.

In der Reformation wurde der Antichrist zum Kampfmittel. Die Protestanten sahen ihn im Papst, die Katholischen in Luther. Martin Luther selbst war von der Existenz des Teufels überzeugt. Er soll ihm z.B. auf der Wartburg begegnet sein, wo er ein Tintenfass nach ihm warf.

Luzifer, eigentlich ein Name der Venus, wurde zu dem gefallenen, abtrünnigen Erzengel, der Gott gleich werden wollte oder sich durch Stolz und Hochmut gegen Gott auflehnte.

Auch in der heutigen Theologie ist man überwiegend der Auffassung, dass es den Teufel als Person gibt. Der Katechismus aus dem Jahr 1993 deutet die Bitte im Vaterunser um Erlösung von dem Bösen als Erlösung vom Teufel. Manche Theologen lehnen die heute oft, besonders im Religionsunterricht, gelehrte Ansicht ab, der Teufel sei nur ein Namen für das Böse:
Die Existenz außermenschlicher böser Mächte und Gewalten personaler Art in ihrer Wirksamkeit in der Welt ist eine Glaubenswahrheit, weil sich das Gesamt der Aussagen des Neuen Testamentes über den Teufel und die Dämonen […] nicht einfach vom Tisch fegen lässt.“ (Lexikon für Theologie und Kirche)

Autoren: Irene und Christian Keller, 2014

Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.