Thomas Pöschl (1769 - 1837) stammte aus einer tief religiösen Familie in Böhmen. Schon aus seiner Kindheit berichtet er von Visionen und „Wundern“. Unter vielen Entbehrungen schloss er in Linz sein Theologiestudium ab und kam 1796 als Stadtkaplan nach Braunau, wo er die Zeit der Franzosenkriege verlebte. Ein Ereignis erschütterte ihn zutiefst und ließ ihn sogar schwer erkranken. Er musste der Erschießung des Buchhändlers Philipp Palm durch die Franzosen beiwohnen. Man hatte ihn als Priester zu dem vermutlich unschuldig Verurteilten gerufen, dem man vorwarf, eine Schrift gegen Napoleon herausgegeben zu haben.
In Braunau lernte er auch die Lehren verschiedener Theologen kennen, mit denen er in persönlichen Kontakt trat. Einer davon war Johannes Gossner, der in den Bildern seines „Herzbüchleins“ zeigte, wie Christus in persönlicher Gestalt in das Herz eines Menschen einzog. Schon in Braunau wurden Pöschls Predigten immer radikaler und als er sich gegen das Verhältnis eines einflussreichen Braunauers wandte, wurde er 1812 nach Ampflwang versetzt.
Dort lernte er die Krämerin Magdalena Sickinger kennen und nachdem er ihr und ihrer Stieftochter aus geistlichen Werken vorgelesen hatte, begann Magdalena ihm von Visionen zu erzählen, die Gott ihr eingegeben hätte. Pöschl konnte sich nicht erklären, woher diese Visionen stammten, in denen die Krämerin z.B. Jesus in ihr Herz einziehen sah. Vermutlich hatte er ihr Gossners „Herzbüchlein“ gezeigt, dies aber völlig verdrängt. Er nahm alle Visionen als Wahrheiten und begann sie als seine „Neue Offenbarung“ aufzuschreiben. Vermutlich schmeichelte ihm auch, dass er in den Visionen von Gott ausersehen war, die Neue Offenbarung zu verkünden.
Die Visionen dauerten etwa zwei Jahre an und in ihnen forderte „Gott“ Pöschl durch die Krämerin dazu auf, die Juden zu bekehren und den Menschen Umkehr und Buße zu predigen, weil der Jüngste Tag bevorstünde. Schließlich wurde Pöschl von „Gott“ aufgefordert, am 23. Jänner 1814 aufzutreten, was er mit den Worten tat: „Ich trete im Namen Gottes auf, indem ich vom Herrn den Auftrag habe, die Kirche Gottes zu reinigen. Denn Christus wohnt nur in den Herzen der Reinen.“ Die Menschen müssten Buße tun und der sündhaften Welt entsagen, denn der Herr werde sie mit einem Strafgericht heimsuchen. Und auch ein Termin für dieses Strafgericht stand fest, im Jahr 1816 werde es kommen. Die Predigt des charismatischen Kaplans begeisterte die Menschen, Pöschls Anhänger trafen sich nun in Bauernhäusern, lasen geistliche Texte und sangen fromme Lieder. Es wurde viel gebetet, manche ließen aber auch ihre Arbeit liegen, weil sowieso das Weltende nahe. Die Kirche erkannte schnell die Gefahr und befahl Pöschl zu schweigen, als er sich daran nicht hielt, wurde er verhaftet. Zu dieser Zeit hatte er aber in Eberschwang, Geboltskirchen, Haag, Ottnang, Zell am Pettenfürst, Ungenach, Meggenhofen, Pramet und Pram, wo man die Seite gegen Dorf hin sogar Pöschlianer Viertel nannte, viele Anhänger gefunden.
Nach der Verhaftung tauchten Nachfolger Pöschls auf, die immer radikaler wurden. Man führte Teufelsaustreibungen durch, indem man den „Besessenen“ auf den Bauch sprang oder sie schlug, verbrannte schönes Gewand und Schmuck und versuchte alle zu bekehren, besonders weil man glaubte, der zurückgekehrte Napoleon sei der Antichrist.
Josef Haas aus Vorderschlagen, der seit einer „Teufelsaustreibung“ wie ein Hund bellte, kam auf den Gedanken, man müsse nun Menschenopfer bringen. In Gemeinschaft mit anderen, durch Kräutersäfte betäubten Pöschlianern, erschlug er seine Nachbarn und ein Mädchen namens Anna Maria Hötzinger. Die herbeigerufene Miliz verhaftete die völlig teilnahmslosen Pöschlianer, die dem Massaker beigewohnt hatten. Viele kamen nach einiger Zeit wieder zur Vernunft und die vom Gericht gefällten Strafen waren sehr mild.
Obwohl sich der bis zu seinem Lebensende unter Arrest stehende Pöschl entsetzt von diesen Taten distanzierte, hielt er bis zu seinem Tod 1837 an seinem Glauben an die Neue Offenbarung fest.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2014
Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.