Bei den Mitgliedern dieser Bande handelte es sich um Räuber und Mörder, die dazu auch noch ein Teufelsbündnis gestanden. Die Kaperger-Bande entstand 1649 in der Gegend von Wartberg durch Zusammenschluss zweier Banden, die sich um Sigmund Ridler und Georg Kaperger gebildet hatten. Zu Diebstählen kamen Überfälle und schließlich zwei Morde an Reisenden. 1665 wurden die meisten Bandenmitglieder verhaftet.
‚Im Zuge der Verhöre gestanden die Gefangenen auch Zauberei, Ketzerei und Gotteslästerung. Der Sauschneider Daniel Mair soll sich schon 1638 in Braunau dem Teufel verschrieben haben und Urheber der Teufelsbündnisse gewesen sein. Er hatte ein Zauberbuch, mit dessen Hilfe er Schutzkreise zeichnete und Teufelsbeschwörungen vollzog. Laut Hans Kaperger sei es der Arzt Thoman Müllner gewesen, der ihn um 1650 gelehrt hatte, Unwetter zu erzeugen.
Bei den ersten beiden Beschwörungen erschien nur ein Teufel, dann bis zu fünf, die alle Namen hatten und in menschlicher Gestalt auftraten.
Wie schon beim Grillenberger-Prozess sagten auch die Mitglieder der Kaperger-Bande aus, sie hätten Paten oder Schutzteufel gehabt, mit denen sie persönlich den Bund abschlossen. Selbst die Kleidung der Teufel erinnert an die Beschreibungen Magdalena Grillenbergers.
Dass die Schilderungen nur ein Produkt der Phantasie, erzeugt durch die massiv eingesetzte Folter, waren, erscheint wegen ihrer Übereinstimmung unwahrscheinlich. Eher dürfte der Sauschneider einige der Ereignisse inszeniert haben. Er redete die Teufel mit Namen an und ließ sie den Leuten im Kreis fünf Gulden geben, dafür mussten sie Gott, die Gottesmutter und die Heiligen verleugnen.
Bei den Treffen spielen Orgien keine Rolle, die Kaperger-Bande aß und trank mit den Teufeln, die sogar Musik gemacht haben sollen. Nur einmal waren auch Frauen dabei. Eine Hostienschändung wird dagegen genau beschrieben. Der Sauschneider zerschnitt sie, damit jeder einen Teil bekommen sollte, dabei rann Blut aus ihr. Durch das gemeinsame Essen der Hostie, durch diese gemeinsame letzte Verleugnung Gottes, verbündete man sich auf eine Weise, die einen äußerst starken Zusammenhalt der Bande garantieren sollte. Gemeinsam hatte man Gott verleugnet, gemeinsam musste man nun erfolgreich sein oder aber gemeinsam zugrunde gehen. Welche Beweggründe den Sauschneider zu alldem antrieben, liegt im Dunkeln, da ihm als einem der wenigen die Flucht gelang.
Das Motiv der blutenden Hostie war schon lange bekannt und wurde besonders von Niederösterreich her durch die Geschichte des „Hostienwunders von Korneuburg“ um 1305 überliefert, bei dem ein Bäcker eine Blut schwitzende Hostie auf der Türschwelle eines Juden gefunden haben wollte.
Auch das Einheilen von Hostien gestanden Hans und Georg Kaperger, es sollte unverwundbar machen. Andere mussten Hostien dem Teufel vor die Füße werfen und darauf herumtreten.
Über das Wettermachen, das die Bandenmitglieder gestanden, hätten sich die Teufel besonders gefreut. Sie hätten die Wetter mittels eines Beutels hervorgerufen. Der Arzt Müllner erklärte Georg Kaperger, er müsse einen Kreis machen und sich hineinstellen, den Beutel hineinlegen, Gott verleugnen und seinen Teufel rufen. Der würde ihm beim Wettermachen helfen und ihm dann Geld bringen. Auch eine Hostie wurde zum Wettermachen verwendet.
Die üblichen Diebszauber wandte man in der Bande ebenfalls an, der Sauschneider brachte eine „Klapperwurzen“, die eine Gefangennahme, bzw. eine Aussage verhindern sollte und auch Gegenstände von Hinrichtungsstätten, denen man magische Wirkung zuschrieb, hätten einige gehabt. Der junge Wirt zu Wartberg soll das „Gemächt“ eines Hingerichteten in einem Lederbeutel zur Verbesserung des Weins in ein Fass gehängt haben. Die Bandenmitglieder hatten auch Wundsegen, Sprüche und Zettel, die Wunden heilen sollten, dabei.
Die meisten Bandenmitglieder, derer man habhaft werden konnte, wurden zum Tode verurteilt und 1658 hingerichtet.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2014
Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.