Die Schwertberger
Hexenprozesse

Auch wenn es die typischen Hexenverbrennungen wie in anderen Ländern in Oberösterreich selten gab, ereigneten sich doch einige tragische Hexenprozesse auch bei uns.
Das „Ahnlmensch“, Sybilla Wenigwiser, eine Enkelin von Magdalena Grillenberger, war wegen des Verdachts auf Brandstiftung verhaftet worden. Auf die Suggestivfrage, ob es im Haus ihrer Großmutter geistere, antwortete sie mit Ja und bezichtigte schließlich, am 11. Juni 1729, die Großmutter der Zauberei und der Hostienschändung. Daraufhin kam man zum Wagenlehnergut und verhaftete die damals 62-jährige Magdalena Grillenberger und ihre sieben lebenden Kinder. Die alte Grillenbergerin bekannte bei den ersten Verhören nichts, erst unter der Folter gab sie an, bei der Kommunion Hostien entwendet und diese den Kühen und der Geiß gegeben zu haben, damit sie bessere Milch geben.
Der böse Feind habe ihr geholfen, indem er ihr etwas gegeben habe, das sie „in die Haut“ genommen habe. Sie habe ihm dafür einen Tropfen Blut gegeben, mit dem er ihren Namen in ein schwarzes Buch geschrieben habe. Sie habe Christus verleugnet, sei auch einmal durch den Rauchfang ausgefahren und hätte beim Ofner Kreuz ihre Seele dem Teufel verschrieben.

Ihre Enkelin Sybilla sagte noch gegen 33 weitere Personen wegen Zauberei aus. Am 6. Mai wurde der verhaftete Matthias Grillenberger im Gefängnis tot aufgefunden, man glaubte, der Teufel habe ihm das Genick gebrochen. Gegen alle Angeklagten wurden Todesurteile gefällt. Sybilla Wenigwiser wurde am 12. November 1730 mit dem Schwert hingerichtet und ihr Körper verbrannt. Die anderen Hinrichtungen erfolgten am 10. Oktober 1731. Die alte Grillenbergerin wurde, nachdem man sie zweimal mit glühenden Zangen gezwickt und ihr die rechte Hand abgeschlagen hatte, über einem Scheiterhaufen erdrosselt und ihr Körper verbrannt.

Der Akt Hans Grillenbergers ist fast vollständig erhalten. Er bekannte vorerst keine magischen Handlungen, erst nach Gegenüberstellung mit Sybilla Wenigwiser, die ihm vorwarf, seine Mutter hätte auch ihm Hostien in der Hand einheilen lassen, gestand er, widerrief dann aber wieder. Auch seine Mutter belastete ihn aber mit ihrem Geständnis, allen Kindern Hostien eingeheilt zu haben und mit ihnen zu Treffen mit dem Teufel ausgefahren zu sein. Dort hätte man sich mit den Teufeln und Teufelinnen „vermischt“ und alle Kinder hätten Paten bekommen. Selbst das Aussehen der Teufel wurde genau beschrieben, sie seien städtisch gekleidet gewesen und hätten schwarze Pumphosen getragen. Ein Sohn hätte von einem Teufel ein Holzstück bekommen, mit dem man Wetter machen könne.
Im Zuge der Verhöre soll eine Tochter das Melken aus einem Grastuch vorgezeigt haben, eine andere soll vom Teufel schwanger geworden sein und eine Kröte geboren haben.
Hans gestand unter dem Druck der Aussagen der anderen schließlich, in der Thomasnacht Losbräuche vollzogen und mit einem schwarzen Schaf und einer Kuh Unzucht getrieben zu haben. Das Teufelsbündnis leugnete er, wurde aber dennoch zum Tod verurteilt.

Was wirklich passiert war, ist kaum mehr zu rekonstruieren. Man hat bei der Beschreibung der „Teufel“ den Verdacht, reiche Städter hätten sich mit der abergläubischen Landbevölkerung einen bösen Scherz erlaubt. Viele der gestandenen Taten stammen aus der Volksvorstellung bzw. aus den 40 Jahre zuvor in dieser Gegend geführten Hexenprozessen. Manches davon dürfte die „Wagenlehnerin“ auch tatsächlich versucht haben. Das Einheilenlassen von Hostien war eine Kunst, die man aus Büchern über das „Festmachen“ (unverwundbar machen) lernen konnte und die Soldaten anwandten, um „kugelfest“ zu werden. Sybilla Wenigwiser, die den Fall ins Rollen brachte, dürfte entweder ihre Großmutter gehasst oder an einer wahnhaften Störung gelitten haben, es gab in der Familie überhaupt heftige Differenzen.
Der Mann der Wagenlehnerin soll sich in einem Verhör auch über die abergläubischen Taten seiner Frau beschwert haben und man fand tatsächlich bei einer Hausdurchsuchung allerlei „Hexenzeug“ wie Wolfsknochen und Kolomanisegen.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2014

Glaube? Aberglaube? – Gelehrtenmagie - Dokumentation der Ausstellung im KULTURAMA Schloss Tollet vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.