Wald und Wüstung

Aus der Perspektive der Umweltgeschichte ist das Verschwinden menschlicher Siedlungen ein Phänomen, das immer wieder begegnet. Für die betroffenen Menschen waren die Ereignisse, die zum Ende eines Dorfes oder einer Burg führten, in der Regel eine Katastrophe.

Die Region um Windhaag erlebte zwei Phasen, in denen ausgedehnte Wüstungen entstanden. Im Spätmittelalter wurden zahlreiche Burgen und kleinere Siedlungen aufgegeben – teils als Folge von Kriegshandlungen, häufiger weil geringe Bodenerträge das wirtschaftliche Überleben nicht erlaubten oder sich die Siedlungsschwerpunkte generell verschoben. Die Wüstungen des 20. Jahrhunderts gehen allein auf menschliches Wirken zurück. Als politische „Antwort“ auf das Verhalten zahlreicher Sudetendeutscher in der NS-Zeit vertrieb bzw. deportierte die tschechoslowakische Regierung von 1945 bis 1947 den Großteil der deutschsprachigen Bevölkerung. Mit der Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ wurden die leeren Dörfer im Grenzstreifen demoliert.

Autor: Christoph H. Benedikter

Mensch und Natur - Eine Dokumentation der Dauerausstellung im Ersten Stock des Green Belt Centers in Windhaag, 2015.