Das Hafnergewerbe in Enns

Die ältesten Erwähnungen von Hafnern in Enns finden sich in einem um 1393 angelegten Verzeichnis des steuerpflichtigen Immobilienbesitzes der Bürger der Stadt Enns: Simon Hafner und Weiglein Hafner in der Vorstadt „Undern Vischern“ (unterhalb des Schlosses Ennsegg am Ennsufer), Niklein Hafner in der „Münsserstrazz“ (heute Wiener Straße) und Wernher Hafner an der Rauchripp (heute Schmidberg). Für die Zeit davor fehlen schriftliche Quellen, die über dieses Handwerk berichten, doch hat es in der mittelalterlichen Stadt zweifelsohne Keramikproduktion für den lokalen Bedarf gegeben.

Aus Sicherheitsgründen lagen Handwerksbetriebe, von denen eine Feuersgefahr ausging, meist außerhalb der Stadtmauern. Die in Enns tätigen Hafner hatten ihre Werkstätten deshalb in der Rauchripp, einem Teil der bezeichnenderweise Schmidberg genannten Vorstadt am Weg vom Linzer Tor zum Bürgerspital.

Das älteste Siegel der Hafnerzunft, das im Museum Lauriacum aufbewahrt wird, dürfte aus dem 16. Jahrhundert stammen. Es zeigt den Schutzpatron der Hafner, den hl. Florian, wie er mit einem Wassereimer ein brennendes Haus löscht. Die Umschrift lautet: „S. EIN. ERSAM. HANTBERG. D. HAFNER. Z. ENS.“

Die Gottsleichnamszeche der Hafner wird zum ersten Mal in einem kirchlichen Visitationsprotokoll aus dem Jahr 1566 unter den Ennser Zünften und Zechen genannt.

Einer Eintragung im Ratsprotokoll des Jahres 1589 ist zu entnehmen, dass die Ennser Hafner eingeladen wurden, sich nach Steyr zu begeben, um mit den dortigen Hafnern eine Ordnung zu schließen. Der Rat der Stadt Enns unterstützte diese Bestrebung.

Im Ratsprotokoll vom 22. September 1751 werden unter den Gewerbetreibenden in der Stadt Enns drei Hafner aufgelistet.
Das Häuserverzeichnis des Jahres 1801 nennt die beiden Hafner Andreas Schmid, Schmidberg Haus Nr. 49, und Michael Zimmermann, Schmidberg Haus Nr. 50.

Um die anscheinend immer größer werdende Konkurrenz auszuschalten, wandten sich die beiden bürgerlichen Hafnermeister Jakob Edlbauer und Franz Viertl 1836 an den Magistrat der Stadt Enns, den Innviertler Hausierern den Verkauf „ausländischen Hafnergeschirrs“ an den Jahrmärkten an den Festtagen des Laurentius und des Martin zu verbieten.

Einem Baukommissionsprotokoll vom 25. Oktober 1845 sind
Details und das Gutachten über den Neubau eines Brennofens in der Werkstätte des Hafnermeisters August Schubert im Haus Schmidberg Nr. 14 zu entnehmen. Die beigezogenen Sachverständigen, ein Maurermeister und der zweite Hafner, erklären, „eine Feuergefährlichkeit sei nicht zu besorgen“.

Stellvertretend für die in Enns tätigen Töpfer- und Hafnermeister sei Josef Kodada erwähnt. 1844 in Neustift bei Scheibbs geboren, begann er mit 13 Jahren die Lehre beim Töpfer und Hafner Georg Gruber in Scheibbs. Wie damals üblich, kam er als Geselle weit herum. 1873 wurde Josef Kodada selbstständiger Meister und ließ sich 1896 in Enns nieder.

Die letzten Ennser Hafner mit eigener Produktion am Alten Schmidberg stellten ihre Arbeit in den dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein.

Heute setzen die beiden Betriebe von Walter Heinrich und Karl Seyrlehner die Tradition des Hafner- und Ofensetzergewerbes in Enns fort.

Drei bedeutende archäologische Fundkomplexe, die in der Sonderausstellung präsentiert werden, geben Einblick in die spätmittelalterlich/frühneuzeitliche Keramikproduktion in Enns:
der Fund vom Grund der Borromäerinnen, der Latrinenfund im Dechantenhof und eine Gewölbeaufschüttung in einem Haus am Ennser Hauptplatz.

Autor: Reinhardt Harreither, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.