Das Hafnergewerbe im Raum Perg

Hochwertige Tonvorkommen
Es ist viel zu wenig bekannt, dass im Unteren Mühlviertel einst mehrere sehr bedeutende Hafnereien angesiedelt waren. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in dieser Gegend, wenn auch verstreut, hochwertige Tonlagerstätten vorhanden waren. Diese Tongruben befanden sich rund um Perg: in Pasching, Pragtal und Pergkirchen. Der erste Hafner wird im Machländer Raum im Jahr 1240 nachgewiesen, indem in einer Urkunde ein „Konrad der Hafner“ als Zeuge erwähnt wird. Im Heimathaus-Stadtmuseum Perg sind auch einige Tonfragmente zu sehen, die eindeutig dem 13. und 14. Jahrhundert zuzuordnen sind.

Burg Mitterberg
Der Name der Burg ist 1165 belegt. Die ersten Besitzer waren mit ziemlicher Sicherheit die Herren von Perge. Weitere Geschlechter auf Mitterberg waren u. a. die Kapeller, Wallseer, die Zelkinger, Prüschenken und Prager. Die Feste war die größte Burganlage des Mühlviertels und nach der Burg Schaunburg (Gemeinde Hartkirchen) die zweitgrößte im Gebiet des heutigen Oberösterreich. Von 1225 bis 1491 war Mitterberg auch Sitz des großen Landgerichtes Machland.

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts wurde die Burg aufgegeben, um 1560 wurden Teile davon abgetragen. Heute sind nur mehr wenige Reste der Burganlage erhalten.

Bei Grabungen auf dem Areal der ehemaligen Burg wurden zahlreiche Keramikfragmente freigelegt, die sich heute in der Sammlung des Heimathauses-Stadtmuseums Perg (Sammlung Leopold Mayböck) befinden.

Spätmittelalter
Im 15. Jahrhundert werden zahlreiche Hafner in Perg und Umgebung genannt, so unter anderem ein Georg Rieder in Lehenbrunn und ein Michael Eder in Dörfl, Pergkirchen. Die Hafnerwerkstatt am Lampelbach war auch im Besitz einer Bleimühle. Die Bleimühle, auch Schmelzmühle genannt, diente zum Vermahlen von Blei- und Zinnasche sowie verschiedener Beimengungen für Glasuren. Für andere Glasurinhaltsstoffe war eine eigene, meist größere Glasurmühle in Verwendung.

Im Windhager Urbar von 1636 ist zu lesen: „Zum Schloss Pragtal gehört ein Tagwerk gutes Tachentgrund (Tongrund) beim Lampel oder Schrökenberg, dieser wurde an die in der Nähe angesessenen Hafner verpachtet“.

Im Urbar des Freigutes Pasching (heute Bauernhaus Paschpoldl) aus dem Jahre 1653 steht: „Weilen auf diesem Freigut ein sehr guter Tachen sich befindet, als haben die Hafner um dieses Revier, fürnemlich aus dem Markt Perg, denselben in Bestand genommen und davon jährlich folgenden Zins gegeben: So zum Beispiel ein Wolf Hueber Bürger und Hafner zu Perg 3 fl. und um
1 fl. Hafnergeschirr.“


Insgesamt lassen sich in Perg und Pergkirchen sieben Hafnerwerkstätten bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Neben der Herstellung von Geschirr, der so genannten Weiß- und Schwarzhafnerware, waren die Ofenkacheln und Figurengruppen ein wichtiger Produktionszweig.

Die Malhornware
Ab dem 16. Jahrhundert beschäftigten die Hafnerbetriebe auch Schüsselmalerinnen und -maler, um ihre Erzeugnisse entsprechend zu dekorieren, wobei in Perg die Malhornware einen besonderen Stellenwert einnahm.

Autor: Wolfgang Lehmann, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.