Keramikfunde aus Eferding

Eine Zwickelverfüllung
Als Ergänzung zu den im Museumsbestand von Enns vorhandenen spätmittelalterlichen Fundkomplexen wird erstmals ein Hafnerabfall aus Eferding der Öffentlichkeit präsentiert, der sich in Privatbesitz befindet.

1983 wurde in Eferding das Haus Schmiedstraße 12 mit Ausnahme der Fassade zur Gänze abgebrochen. Dabei wurden auch die Zwickelverfüllungen der Keller- und Erdgeschoßgewölbe freigelegt und Teile des Fundmaterials geborgen.

Grundrissstruktur und bauhistorische Details des Hauses weisen auf eine Erbauungszeit im späten 15. Jahrhundert bis um 1500. Im gleichen Zuge wurden auch die Gewölbezwickel mit Keramik verfüllt, wodurch der zeitliche Rahmen dafür vorgegeben ist.

Der Keramikkomplex zeigt mehrere für Hafnerabfälle charakteristische Details wie Brennrisse und Abplatzungen. Das erhaltene Formenspektrum setzt sich zusammen aus einer Henkelflasche („Plutzer“), die jener aus dem Latrinenfund von Enns sehr ähnlich ist, Schüsselkacheln sowie hauptsächlich aus großen Kremprandtöpfen und großen Kannen, die vornehmlich im Haushalt zur Bevorratung geeignet sind. Die großen Kannen wiegen im trockenen Zustand je nach Größe zwischen zwei und drei Kilogramm. Das Gewicht erhöht sich allerdings im nassen Zustand nicht, da sie durch Graphitzusatz und besonders harten Brand verhältnismäßig dicht sind. Versuchsweise wurden die Kannen mit Wasser gefüllt. Eine davon, mit einem Eigengewicht von drei Kilogramm, fasst exakt sieben Liter. In gefülltem Zustand ergibt das ein Gesamtgewicht von rund zehn Kilogramm.

Kannen und Kremprandtöpfe mit graphithaltigem Scherben tragen eine einheitliche Hafnermarke, die auf die Henkeloberseite der Kannen geprägt wurde, zusätzlich mitunter auch auf die obere Randfläche und/oder auf die Griffknubbe.
Bei den Kremprandtöpfen wurden jeweils zwei Marken nebeneinander gesetzt. Reduzierend gebrannte Irdenware ohne Graphitzusatz wurde auch hier nicht gemarkt.

Autorin: Alice Kaltenberger, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.