Ofenkacheln

Die Herstellung von Ofenkacheln und der Bau von Kachelöfen


Der zweite große Produktionszweig des Hafnerhandwerks war neben der Geschirrproduktion die Herstellung von Kacheln und das Setzen von Kachelöfen. Nach dem Ende der Herstellung von Irdenware verblieb den Hafnern das Ofensetzen als letzte und meist einzige Erwerbsquelle, weshalb heute der „Hafner“ mit „Ofensetzer“ gleichbedeutend ist.
Im Gegensatz zu der einem relativ schnellen Verbrauch unterworfenen Geschirrkeramik zählen Kachelöfen bzw. ihre „Vorstufen“ (Patrizen, Matrizen, Kacheln) zu den wesentlich dauerhafteren keramischen Erzeugnissen.

Schüsselkacheln wurden durch Drehen von flachen Töpfen oder Schüsseln auf der Scheibe hergestellt, die durch Verformen des Randes in eine viereckige, meist quadratische Form gezogen wurden, ohne dabei den Bodendurchmesser zu verändern.

Mit der Entwicklung neuer Ofentypen im Laufe des 16. Jahrhunderts entstanden auch neue Kachelformen, die ihre Namen zum Teil von konstruktiven Merkmalen erhielten.

Während Schüsselkacheln auf der Töpferscheibe gedreht wurden, sind die Schauseiten der Blatt-, Leisten-, Gesims- und Aufsatz-/ Bekrönungskacheln gemodelt. Bei letzteren können Hauptmotive ausgeschnitten sein, so dass sie durchscheinender wirken. Blatt- und Gesimskacheln bestehen aus einem Tonblatt, an das ein aus Leisten (Stegen) zusammengefügter Rahmen (= Zarge) gesetzt wurde.

Ausgangspunkt für die Kachelherstellung bildete ein vom Hafner, Formschneider oder Bildhauer meist aus Ton (gelegentlich auch aus Gips oder Holz) hergestelltes Modell, die Patrize. Von ihr konnten Abdrücke aus Ton abgeformt werden. Diese seitenverkehrten Negativabdrücke aus etwas gröber gemagertem Ton werden Kachelmodel oder Matrizen genannt.

Zur Herstellung der eigentlichen Kacheln wurde nun aufbereiteter Ton in diesen Model gedrückt, indem ein Leinenlappen auf die Rückseite gelegt wurde, dessen Abdruck auf der Rückseite der Kacheln meist gut zu sehen ist. Der poröse Model saugt Teile des im Kachelton enthaltenen Wassers auf. Durch diesen Wasserverlust „schwindet“ die Kachel etwas und lässt sich leicht aus dem Model entnehmen. Die fertige Kachel zeigt nun das gleiche Motiv wie die Patrize. Nach dem Trocknen konnte die Kachel gebrannt werden. Entweder wurde sie einem Schrühbrand unterzogen, danach glasiert und im Glasurbrand fertig gebrannt oder gleich ohne Glasur gebrannt. Die unglasierte Ausführung war die preiswertere, die glasierte die qualitätvolle teurere Variante.

Autorin: Alice Kaltenberger, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.