Ein wertvoller Fund

Im Sommer des Jahres 1979 wurde nach dem Abbruch des Hauses Naarntalstraße 14 die Baugrube für einen Neubau erweitert, wobei die Bruchgrube dieses ehemaligen Hafnerhauses angeschnitten wurde. Dorthin wurden fehlerhafte, nicht für den Verkauf und Gebrauch geeignete Geschirre geworfen.

Für eine Bergung der Keramik war es jedoch schon zu spät, die Aushubarbeiten waren abgeschlossen und die Betonierungsarbeiten hatten bereits begonnen. Allerdings hatte der Vorbesitzer des Grundstückes, Herr Johann Lettner, aus eigenem Interesse eine Schachtel voll mit Bruchstücken mitgenommen um sie wieder zusammenzusetzen, da die Arbeiter den Eindruck hatten, dass die Schüsseln und Teller ursprünglich vollständig und übereinander aufgeschichtet waren. Erst durch die Baggerschaufel wurden sie zertrümmert, mit Aushubmaterial vermischt und mit dem LKW abtransportiert.

Die Schachtel mit den Bruchstücken wurde vom Heimatverein übernommen und im Museum aufbewahrt, bis Dr. Gunter Dimt, der ehemalige Leiter des Oö. Landesmuseums Linz, die Bearbeitung übernahm und die Keramik 1993 in einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Bis zum Abbruch des Hauses Naarntalstraße 14, das ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb war, wusste niemand mehr, dass es einst ein Hafnerhaus war. Nach dem Tod des letzten Hafnermeisters Georg Hanrieder 1848 wurde das Anwesen an einen Fleischhauersohn versteigert.Das Hafnergewerbe ist seither auf dem Haus nicht mehr ausgeübt worden.

Hafnerabfälle als wichtige Quelle
Hafnerabfälle sind heute die wichtigste Quelle für die Keramikforschung, da sie eine Keramikproduktion an der Fundstelle bzw. in ihrem unmittelbaren Umkreis belegen. Diese aus den unterschiedlichsten Gründen während des Herstellungsprozesses misslungenen oder zu Bruch begangenen Stücke sind Fehlbrände und Halbfertigprodukte, die werkstatttypische herstellungstechnische Merkamle und Schadensbilder aufweisen. Sie zeigen das Formen- und Dekorationsspektrum aus der laufenden Produktion und vermitteln so zumindest einen Ausschnitt aus der Produktpalette einer Töpferei aus einer bestimmten Zeit und von einem bestimmten Herstellungsort.

Autoren: Alice Kaltenberger, Wolfgang Lehmann, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.