Der Gebrauch von Keramik

Keramik wurde für vielfache Zwecke im Haushalt, in der Küche und in der Vorratskammer verwendet. Wenn nicht tradierte Überlieferungen einen Verwendungszweck festlegen, so sind bei älteren Fundmaterialien und Museumsbeständen Gebrauchsspuren gute Indizien dafür.

Gekocht wurde auf dem Herd am offenen Feuer, was sich bis heute an Rußspuren, an braunen Ablagerungen, an Kesselstein und anhaftenden verkohlten Speiseresten ebenso wie an ranzigem bzw. rußigem Geruch noch eindrücklich nachvollziehen lässt. Auch der alte Schmalztopf ist heute noch an seinem Geruch zu erkennen. Die Innenseite vieler Kochtöpfe ist durch häufiges Umrühren beim Kochen und Scheuern zur Reinigung stark abgerieben. Sind auch keine eindeutigen Gebrauchsspuren zu erkennen, so bleibt die ursprüngliche Nutzung nur Vermutung.

Aufbewahrung des Geschirrs
An den Gefäßen sind funktionale Details zu beobachten, wie die an der Unterseite von Schüsseln und Tellern häufig angebrachten Aufhängeösen. Durch diese wurde ein Faden gezogen, mit dem das Gefäß an der Wand aufgehängt oder am so genannten Schüsselrahmen zusätzlich befestigt werden konnte. Diese Aufstellungsweise diente nicht nur dekorativen Zwecken. Vielmehr hätte das nach Gebrauch und Reinigung noch feuchte Geschirr wegen der Porosität des Scherbens und der Risse in der Irdenwareglasur Schimmel angesetzt, wenn es in Schränken oder Regalen aufgestapelt worden wäre.

Die Funktion der Deckel beim Kochen auf dem offenen Feuer war einerseits, den Inhalt der Töpfe vor Rußflug und anderen Verunreinigungen zu schützen, andererseits diente er zur Speicherung der Hitze. Häufig wurden einfache Holzdeckel verwendet, die - unbrauchbar geworden - meist im Feuer verbrannt wurden. Diese rückstandslose Beseitigung nicht mehr verwendbarer Holzutensilien verfälscht heute das Bild wesentlich und lässt die große Anzahl der benutzten Holzgefäße nur mehr erahnen.
Als Unterlage beim Essen selbst dienten Holzbrettchen oder eine Brotscheibe als Brettchenersatz, zum Auftragen verwendete man Holzschüsseln.

Kannen und Trinkgefäße
Große Kannen mit hohen profilierten Randformen und großen Volumensinhalten (rund sieben Liter) dienten dem Aufbewahren und dem Transport von Flüssigkeiten, beispielsweise des Mostes, der im Keller in Fässern gelagert, in diesen Kannen in die Wirtsstube oder in den Küchenbereich gebracht wurde. Getrunken wurde im Spätmittelalter vorwiegend aus einfachen gedrechselten Holz- oder Daubenbechern, aber auch aus Gläsern und Keramikgefäßen. Die Keramiktrinkbecher des Spätmittelalters ahmen auch Metallvorbilder nach und haben mitunter eine metallisch glänzende Oberfläche. Daneben wurden zu allen Zeiten kleine Töpfe als Trinkgefäße benutzt.

Einfache Ernährung - einfaches Geschirr
Die Vielfalt der Nahrung war in Mittelalter und Neuzeit erheblich geringer als heute, Lebensmittel waren nicht jederzeit verfügbar. Die grundlegende Basis bildeten verschiedene Getreidearten, die zu Brot und Brei (Mus) verarbeitet wurden. Daneben waren die Hauptnahrungsmittel breiter Schichten Kraut, Rüben, Eier, wenig Fleisch und Fisch. Daraus resultiert auch die Wechselwirkung von Nahrung und Geschirr.
Da die Nahrungspalette meist nicht reichhaltig war und täglich nur wenige einfache Speisen gegessen wurden, war in weiten Kreisen auch kein besonderes Geschirr bei Tisch notwendig, man konnte sich auf wenige Geschirrteile mit mehreren Funktionen beschränken. Nur vielfältige und reichhaltige Nahrung bedurfte dekorativen und mehrteiligen Tafelgeschirrs sowie adäquater Vorratsgefäße und eines Küchengeschirrs, das sich für unterschiedliche Zubereitungsarten verwenden ließ.

Neue Gefäße wurden vom Rastelbinder entweder vorsorglich mit einem Drahtnetz oder einem einzelnen Draht unter dem Rand umfangen (Vorsorgebindung), gesprungene und auch zerbrochene Gefäße wurden mit Draht oder Blechstreifen repariert (Schadensbindung) und zumeist in anderer Funktion weiterverwendet. Dies zeugt vom sparsamen Umgang mit den Gegenständen des täglichen Gebrauchs.

Autorin: Alice Kaltenberger, 2007

Tonspuren. Keramik vom 12. bis 20. Jahrundert - Dokumentation einer Ausstellungstrilogie im Stadtmuseum Wels-Burg, dem Museum Lauriacum in Enns und dem Heimathaus-Stadtmusem Perg vom 1. Juni bis 4. November 2007.