1938 – Gleichzeitigkeiten

Der Hauptplatz in Linz gehört zu den wichtigsten historischen Orten der Stadt. Die Ereignisse am 12. März 1938, als die LinzerInnen Adolf Hitler am Hauptplatz zujubelten, sind jedoch vermutlich mit am präsentesten im städtischen Gedächtnis verankert. Einen Tag später, am 13. März 1938, war bereits die „Wiedervereinigung mit dem Deutschen Reich“ durch ein eilig erlassenes Gesetz vollzogen worden. Plakate, Flaggen und Banner propagierten den „Führerstaat“: „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“.

Linz nahm eine besondere Stellung ein: Publikationen, Abziehbilder und Postkarten verbreiteten das neue Bild von Linz als „Patenstadt des Führers“ und als „Heimat des Führers“. Doch sollte die neue Zugehörigkeit auch durch eine Abstimmung legitimiert werden: Flugblätter, die zur Großkundgebung im Vorfeld der Abstimmung über den sogenannten „Anschluss“ einladen, Plakate und Stempel mit Auffordung zu Wahl zu gehen und schließlich der Stimmzettel zur Abstimmung am 10. April, dokumentieren die politische Neuausrichtung der Stadt.

Unmittelbar nach dem sogenannten „Anschluss“ begannen die ersten Repressalien gegen Jüdinnen und Juden in Linz. Geschäfte wurden „arisiert“, die LadenbesitzerInnen enteignet. Wie in allen anderen Städten im „Reich“ brannte in der Nacht vom 9./10. November 1938 die Synagoge und wurde vollständig zerstört. Innerhalb weniger Wochen deportierte der Reichsstatthalter und Gauleiter August Eigruber die ca. 100 verbliebenen Jüdinnen und Juden aus Linz in das KZ Dachau und nach Wien. Eigruber war stolz, einer der ersten „judenreinen“ Städte vorzustehen. Unmittelbar nach Kriegsende 1945 gründete sich eine neue jüdische Gemeinde in Linz. Die 1965 neugebaute Synagoge befindet sich am alten Standort in der Bethlehemstraße, 20 Meter vom NORDICO Stadtmuseum entfernt.

Autorin: Sylvia Necker

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.