Vielfalt in der Normierung

Wenngleich typisierte Formen und Grundrisse die Grundlage für die ca. 11.000 zwischen 1938 und 1945 gebauten Wohnungen waren, lässt sich in der aufgelegten Fotoserie dennoch die Vielfalt der verschiedenen Siedlungen erkennen. Die großen Blöcke am Bindermichl wurden als Geschosswohnungsbau mit klassischer Blockrandbebauung für die Arbeiter in den „Hermann-Göring-Werken“ gebaut. Etwas gediegener sind die Formen bei Offizierswohnungen auf dem Froschberg oder Angestellten-Wohnungen am Spallerhof.

Der begrünte Hof, die Wäschestangen und die Spielplätze waren der Ort der „Volksgemeinschaft“. Die hofartige Bebauung kommt in dieser Form nur in Linz bzw. in Oberösterreich vor und ist der Adaption ländlicher Bautraditionen geschuldet. Bei der Betrachtung von NS-Siedlungs- bzw. Geschosswohnungsbau in Hamburg fällt dagegen sofort die Zeile als vorherrschendes Element auf.

Drei Pläne in den ausziehbaren Schubladen demonstrierten den Zusammenhang von Wirtschafts- und Sozialpolitik im Nationalsozialismus. In Plan 1 sind die Wohnungsbauprojekte der „Hermann-Göring-Werke“ eingezeichnet. Plan 2 verdeutlicht, dass die Siedlungen als abgeschlossene Einheit (einer Trabantensiedlung gleich) gedacht waren. Schulen (in dieser Karte mit schwarzen Kreisen markiert), Einkaufsmöglichkeiten und soziale Einrichtungen gehörten ebenso zu einer Siedlung wie ein möglichst kurzer Weg zum Werk. Plan 3 zeigt eine typische, sehr massiv ausgeführte Fassade eines NS-Wohnbaus, an dem die meisten sog. „Hitlerbauten“ in Linz zu erkennen sind.

Autorin: Sylvia Necker

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.