Luftkrieg und Städtebau
Auflockerung als Antwort der Planer

Die Luftkriegserfahrungen werden sich umwälzend auf den Stadtbau der Zukunft auswirken (...) Die erste Forderung des Luftkrieges an den Städtebau heißt: Aufgliederung des Stadtkörpers der Großstadt in ein Gesamtgefüge selbstständiger und doch zusammenhängender Siedlungsgebilde.

Diese Lehre zog Architekt Konstanty Gutschow 1944 in Anbetracht der großflächigen Bombardierung seiner Heimatstadt Hamburg. Sein Rezept war nicht neu: Schon seit der Jahrhundertwende dachten Planer über die Auflockerung der dicht bebauten Industriestädte nach. Der Geschosswohnungsbau sollte nicht mehr als Blockrandbebauung in der Straßenflucht stehen, sondern großzügig von Grünflächen vor und hinter dem Haus umgeben sein. In überschaubare Einheiten aufgeteilt, sollten sich die Siedlungen zu einer „Stadtlandschaft“ zusammenfügen.

In Linz konnten diese Überlegungen von Beginn an in die Planungen miteinbezogen werden. Je nach Berufs- und Sozialstruktur wurden unterschiedliche Siedlungs- und Grundrisstypen angewandt, z.B. für die Offiziere und leitenden Angestellten der „Hermann-Göring-Werke“ großzügige Ein- und Mehrfamilienhäuser. Im Spallerhof wurde für Angestellte eine gartenstadtähnliche Anlage gebaut. Die Arbeiter waren eher in den großen Blocks am Bindermichl untergebracht. Allen Typen ist die Ausstattung mit Flächen zur gemeinschaftlichen Nutzung (wie etwa Waschküche und Wäschestangen) gemein. Auch Luftschutzkeller waren von Anfang an Teil der NS-Wohnbauten in Linz. Ebenfalls idealtypisch umgesetzt wurde der Gedanke der überschaubaren städtischen Einheiten, die die gegenseitige Kontrolle im Häuserblock der „Volksgemeinschaft“ begünstigten.

Autorin: Sylvia Necker

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.