Heidi Schatzl
NS-URBANISMUS, 2012

Heidi Schatzl, NS-URBANISMUS [TYP OV108, V106 SO, V108, V113, V152 S056, V160 SO], 2012
Installation: Holz, Papier, Polyplatte verspiegelt, 352 (L) x 152 (H) x 160 (T) cm

Herbert Rimpl entwarf für die „Reichswerke-Hermann-Göring“ (RWHG) eine „Stadt im Grünen“, in 5.000 Architekturplänen aus einem „Guß“ bildete er die Einheit des „Volkskörpers“ baulich ab. Dennoch erhielten die Baukörper im Linzer Süden eine klar erkennbare Ordnung: Villen für Direktoren, Häuser für höhere Angestellte, Beamte und Umgesiedelte, Hofanlagen mit größeren Angestellten-Wohnungen und kleineren Arbeiter-Wohnungen. Zeitgleich ab 1938 entstanden zahlreiche Lager. In diese „unwürdigen“ Architekturen wurden die Rechtlosen des Regimes gezwängt. Jeder Stadtteil hatte sein eigenes Lager. Mehr als in den neuen Häusern waren ArbeiterInnen der RWHG im Lagersystem untergebracht, das von Umsiedler- bis zu ZwangsarbeiterInnenlager bis hin zu Konzentrationslagern reichte.

In der Feldforschung „Vom Leben in den Hitlerbauten“ bin ich 2009 einzelne Bauten der RWHG nachgegangen und habe BewohnerInnen zu „ihrer“ Architektur interviewt. Sechs ausgewählte Gespräche (A, B, F, J, K, M) können in der Installation „NS-Urbanismus [TYP OV108, V106 SO, V108, V113, V152 S056, V160 SO]“ nachgelesen werden, ihre Wohnungen sind nach den Originalplänen als Modelle im Maßstab 1:20 nachgebaut und zu einem fiktiven Block angeordnet. Überraschend dabei ist, dass viele Wohnbiographien nicht ohne die Lager erzählt werden können, und über die Hitlerbauten hinausgehend, den dahinterliegenden Städtebau skizzieren.

Leihgabe Künstlerin

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.