"Was hat das mit den 'Hitlerbauten' zu tun?"

Zwangsarbeit in Linz und Oberösterreich

"Von Zwangsarbeit im Nationalsozialismus ist also dann zu sprechen, wenn außerökonomischer Zwang ausschlaggebend dafür war, daß eine Person arbeitete, nicht nur abhängig von ihrer Profession und Fähigkeit, sondern allein abhängig von ihrer Herkunft (national, ethisch, religiös). Von Zwangsarbeit ist auch dann zu sprechen, wenn diskriminierende arbeitsrechtliche Sonderbedingungen geschaffen wurden, die eine definierte Gruppe von Personen bei Strafe zur Arbeit anhielten. Es geht um Personen, die aufgrund einer speziellen nationalsozialistischen Politik geschädigt wurden."
Michael John, Historiker in Linz


Die Bauarbeiter für die Siedlungsbauprogramme wurden in den ersten Jahren als Facharbeiter angeworben, u.a. aus Italien. Ab 1940 lösten zunehmend ZwangsarbeiterInnen und für den „Ausländereinsatz“ angeworbene ArbeiterInnen die sogenannten „Fremdarbeiter“ ab. Die Stadt Linz setzte aber auch Kriegsgefangene z.B. für den Bau der Karlhof-Siedlung ein.

Es ist mit größter Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass der in den Wohnsiedlungen verbaute Granit, z.B. in großen Tordurchgängen, aus dem Steinbruch des Konzentrationslagers in Mauthausen stammt, das vom SS-Unternehmen „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“ betrieben wurde. Ausschlaggebend für diesen Zusammenhang von NS-Siedlungsbau und Zwangsarbeit ist nicht allein die Verwendung des Materials Granit, sondern die Tatsache, dass Linz in mehrfacher Hinsicht von dem Einsatz der ZwangsarbeiterInnen profitierte.

In den Kriegsjahren entstand in Linz eine enge Verflechtung zwischen dem Ausbau der Stadt zum Industriestandort und den hierfür eingesetzten ZwangsarbeiterInnen, die in 77 Lagern für alle LinzerInnen sichtbar in der Stadt untergebracht waren. In Baracken hausend, mit schlechter und für die Wintermonate nicht ausreichender Kleidung ausgestattet, arbeiteten sie für die großen Industriebetriebe.

Allein in den „Hermann-Göring-Werken Linz“ waren zwischen 1941 und 1945 22.000 ZwangsarbeiterInnen eingesetzt. Im Gau „Oberdonau“ waren es 100.000. Hinzu kamen ca. 30.000 Kriegsgefangene und zehntausende KZ-Insassen aus dem Lagerkomplex Mauthausen, untergebracht in Linz im Lager I, II und III.

Autorin: Sylvia Necker

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.