Insgesamt sollten in Linz 18 neue Siedlungen gebaut werden. Diese wurden aufgrund der großen Wohnungsnot, die seit den 1920er Jahren in Linz herrschte, notwendig. Allerdings erzeugte der Zuzug vieler Arbeitskräfte, „FremdarbeiterInnen“ sowie der Einsatz tausender ZwangsarbeiterInnen für den Bau von Infrastruktur (wie „Reichsautobahn“-Anschlüsse, Straßen- und Kanalbau und Industrieanlagen) neuen Wohnungsmangel. Die Nationalsozialisten versuchten zwar, die 7.754 bis 1943 fertig gestellten Wohnungen als Leistung des Regimes auszugeben; tatsächlich schufen sie aber durch die Wohnungsbauprogramme und den Ausbau der Stadt Linz zu einem der größten Industriestandorte im Reich, neue Wohnungsnot.
Noch 1938 wurde mit dem Bau der ersten Siedlungen Spallerhof, Wimhölzl und Keferfeld begonnen. Die zwei größten Bauträger waren die „Wohnungs-Aktiengesellschaft der Reichswerke Hermann Göring Linz“ (heute: WAG) und die „Stadt- und Wohnungsgesellschaft der Stadt Linz“ (heute: GWG). Weitere Bauherren waren die Wohnungsbaugesellschaft der DAF „Neue Heimat“, die „Stiftung Führersiedlung“ sowie die Wehrmacht.
Das Architekturbüro von Herbert Rimpl (1902–1978) plante und baute die Werkswohnungen der „Hermann-Göring-Werke“ am Spallerhof und am Bindermichl. Für die städtischen Wohnungsbauprojekte und den Bau der „Führersiedlung“ (Harbach-Siedlung) in Urfahr arbeiteten die Münchner Architekten Fick (in seiner Position als „Reichsbaurat der Stadt Linz“) und Fritz Norkauer (1887–1976). Außerdem Linzer Architekten, die teilweise im städtischen Hochbauamt tätig waren, wie Estermann und Fritz Fanta (1906–1988). Die Grundrisse waren für große Familien ausgelegt und oft als hofartige Anlage mit einem begrünten Innenhof ausgeführt. Eine Standardwohnung hatte zwischen 50 bis 80 qm und war mit eigenem Badezimmer ausgestattet.
Autorin: Sylvia Necker
"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.