Inszenierter Faschismus
Die „Führerstädte“ Hamburg und Linz im Vergleich

Von Hitler eingesetzte Architekten arbeiteten gleichzeitig in Linz und Hamburg am Ausbau der Donau- bzw. Hansestadt zu repräsentativen Zentren des NS-Regimes: Roderich Fick (1886–1955) und Hermann Giesler (1898–1987) in Linz und Konstanty Gutschow (1902–1978) in Hamburg. Insgesamt gab es fünf „Führerstädte“, die im Nationalsozialismus eine besondere architektonische und städtebauliche Funktion hatten: neben Linz und Hamburg gehörten auch München, Nürnberg und Berlin dazu.

Gemeinsam ist den Planungen, dass sie auf eine Inszenierung am Fluss setzten und sich vom historischen Zentrum abwandten. In Linz sollte der mittelalterliche Hauptplatz (1938 in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt) nur noch eine kleine Rolle spielen. Auch das repräsentative Ensemble in Hamburg mit dem Rathausmarkt und den Alsterarkaden wurde zum zweitrangigen Repräsentationsort. Nicht in der Altstadt, sondern an Donau und Elbe sahen Hitler und Albert Speer eine Bühne für die architektonische Darstellung des Nationalsozialismus.

Die Planungen ähneln sich sehr. In beiden Städten waren am Ufer geplant: ein Brückenneubau, ein Aufmarschplatz, eine Gau- bzw. Volkshalle, ein Verwaltungsbau für den „Reichsstatthalter“, eine neue Parteizentrale für die NSDAP, Ausstellungshallen und Hochschulgebäude. Ergänzt wurden die Planungen durch Entwürfe für Kultureinrichtungen, Bahnhofsumgestaltungen und Wohngebiete. Während in Hamburg kein Entwurf der „Elbuferplanungen“ umgesetzt wurde, realisierte Fick gemeinsam mit dem Linzer Stadtbaudirektor Anton Estermann (1890–1970) die Brückenkopfgebäude. Friedrich Tamms (1904–1980) und Karl Schaechterle (1879–1971) – beide waren auch in die Vorplanungen der Hamburger Hochbrücke involviert – bauten die Nibelungenbrücke.

Autorin: Sylvia Necker

"Hitlerbauten" in Linz. Wohnsiedlungen zwischen Alltag und Geschichte. 1938 bis zur Gegenwart - Dokumentation zur Ausstellung im Nordico Stadtmuseum Linz vom 21. September 2012 bis 20. Jänner 2013.