Aberglauben im Jahrkreis
Winter

Mettennacht: Es ist die heiligste Nacht aber auch diejenige, in der Hexen und Geister die meiste Macht hatten. Man glaubte, Schätze stiegen aus der Erde auf, man konnte Kreisstehen, um die Zukunft zu erforschen oder die Christnacht durchwachen, ohne das Licht auszulöschen, um im kommenden Jahr dann jeden Dieb sofort zu hören. Wer in der Mettennacht als erster heimkam, sagte man in Pattigham, hatte die Möglichkeit, die Toten des kommenden Jahres zu sehen. Wenn er durch die Fenster in die Stube schaute, sah er sie auf der Bahre liegen.
In Andrichsfurt meinte man auch, wenn man neun Tage vor der Mettennacht kein Weihwasser nehme und um 12 Uhr in den Backofen schaue, sehe man die Zukunft.
Besonders zauberkräftig ist die Mitternachtsstunde der Mettennacht: Sie sei so heilig, dass Wein statt Wasser aus dem Brunnen fließe und das Vieh im Stall rede. Pferde und Ochsen könnten in dieser Nacht weissagen.

Neujahrstag: Was einem an diesem Tag begegne, wiederhole sich das ganze Jahr, dachte man. Der Angang war dabei besonders wichtig. Er galt an jedem Morgen für den Tag, am Neujahrsmorgen für das Jahr. Man dachte, ein Soldat oder Richter bedeute Gefängnis, Käuzchen, Krähe und Dohle kündigten den Tod an. Eine alte Frau bringe ebenso Unglück wie ein Priester, ein Hinkender oder Buckliger dagegen Glück.

Dreikönigstag: Er war die „große, foaste Raunacht“, weil es besonders fette Kost, z.B. Krapfen gab. Die Raunacht wurde in vielen Orten angeschossen, der Lärm sollte Teufel von den Feldern vertreiben oder Fruchtbarkeit bringen. In Aistersheim, Kallham und Weibern blies man dazu auf Bocks- oder Kuhhörnern. In der Gegend um Münzkirchen und St. Roman ging man vor dem Gebetläuten auf das nächstgelegene Weizenfeld, stellte sich im Kreis auf und betete, nachdem die Burschen geschossen hatten, ein Vaterunser. Dann rief der älteste Bauer:„Kaschbar, Melchiar und Balthasar! San dö heiling drei Kini schon da? Wanns no net da san, dann kemmans boi. B´hüet ins Got vor Wassa und Foir. Und daß ins koa Unglück net troifft!“ Dann wurde wieder geschossen, gebetet und der Spruch wiederholt. Nach dem dritten Mal Schießen machte man sich auf den Heimweg.
In manchen Gegenden stellte man auch für die Heiligen Drei Könige eine Schüssel Milch mit Semmeln oder „Koch“ auf, von dem man zuerst selbst ein wenig gegessen hatte und ließ die eigenen Löffel darin. Man dachte, die Heiligen Drei Könige würden sich durch das Essen derselben Speise mit den Menschen verbinden und ihnen Glück bringen.
Im Mittelpunkt des Brauchtums standen Maskenwesen und Heischebräuche, bei denen die Maskierten mit geschwärzten Gesichtern, Bärten und zerlumpten Kleidern Essen, meist Krapfen, erbettelten. Früher zogen in diesem Maskenzug auch die Heiligen Drei Könige mit. Die Maschkerer im Innviertel bestanden aus Gruppen von 10 bis 40 Masken mit teuren und aufwändigen Kostümen, mit ihnen zog der Wurstel. Auch ein Braut- und Königspaar, der Sensenmann und der Schimmelreiter gehörten dazu. Viele in anderen Gebieten ebenso übliche Masken wie die Habergeiß, der Teufel und lustige Figuren zogen mit. Die Masken betraten die Stube, wurden dort bewirtet und führten Tänze auf. In manchen Gegenden geschah dies ganz schweigend, in anderen, unter wahrem „Höllenlärm“. In Braunau und Schärding gab es auch den in Tannenreisig gekleideten Waldteufel. Trafen Maschkerergruppen, die von den Innviertler Zechen ausgestattet wurden, aufeinander, kam es oft zu heftigen Raufereien.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2014

Glaube? Aberglaube? – Volksfrömmigkeit - Dokumentation der Ausstellung im Kulturgut Hausruck vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.