Was man von der
Wallfahrt mitnahm

1. Amulette aus oberösterreichischen Wallfahrtsorten
Sie wurden am Körper getragen, an Kleider geheftet, an Uhrketten befestigt oder an bestimmten Orten aufgehängt oder aufgestellt und sollten den Schutz des Gnadenortes im eigenen Lebensbereich weiter wirken lassen:

Rote Seidenfäden von Adlwang an das Gnadenbild angerührt, sollten dessen Heilkraft aufnehmen. Meist band man sie bei Kopfleiden, Magenkrankheiten, Blindheit, Lungenleiden, Unfruchtbarkeit und Geisteskrankheit um den Hals oder andere Körperteile. Die Andachtsbildchen von Scharten wurden als „traumaturgische Pflaster“ zur Heilung des Kopfes und der Augen gebraucht. Wolfgangihackln aus St. Wolfgang waren meist aus Silber und wurden als Anhänger an Uhrketten gegen Fraisen, Seuchen und Unwetter getragen. Ein besonders seltsames Wallfahrtsandenken, das man aus Oberthalheim oder anderen Orten der Annaverehrung mitbringen konnte, waren die Annenhände. Es waren Nachbildungen einer Reliquie, die in Wien aufbewahrt wird und aus einer mumifizierten Hand der heiligen Anna, der Mutter Marias, besteht. Die Kirche in Oberthalheim wurde zum Mittelpunkt der Annaverehrung in Oberösterreich, man nannte Kirche und Wallfahrt sogar „Annathalham“.

2. Gnadenpfennige
gab es z.B. aus: Adlwang, Attersee, Kirchdorf am Inn, Linz (Freinberg), Maria Neustift u.v.a. Sie gehörten zu den beliebtesten Wallfahrtsmitbringseln.

3. Andachtsbildchen:
Die ältesten dieser Bildchen waren handgemalte Pergament- und Spitzenbilder, die oft sehr kunstvoll geschnitten oder gestochen wurden. Später folgten Kupfer- und Stahlstiche, die dann in letzter Phase von Farbdrucken abgelöst wurden. Die meisten wurden zumindest früher an das Gnadenbild angerührt und geweiht.

4. Von Wallfahrten außerhalb Oberösterreich Mitgebrachtes:
Mariazell ist der bedeutendste und älteste österreichische Wallfahrtsort. Besonders beliebte Wallfahrtsandenken waren die Schluckbildchen, gedruckte, kleine Stiche, die man einzeln abriss und gegen Krankheiten einnahm und auch die Schrecksteine, in Form von rhombischen bemalten Tonplättchen, gegen das Erschrecken, das man als Ursache für viele Krankheiten sah. Auch die weit verbreiteten Aloisiusringe, die auf schwarzem Grund die erhabenen Buchstaben und Kreuze A+L+O+I+S+I+U+S+O trugen, die man als Krampfringe und bei schwerer Geburt gebrauchte, waren dort erhältlich.

Am Sonntagberg galten die Sandsteinfelsen schon vor der Wallfahrt als Wundersteine. Das Bild der Dreifaltigkeit (Gnadenstuhl) wurde 1614 an dem Felsen angebracht. Besonders während der Türkengefahr und Pest pilgerte man dorthin. Die Sonntagberger Steine oder Fraisensteine waren Schabsteine, von denen man etwas abrieb und als Medizin einnahm.

Aus Maria Loreto in Salzburg konnte man verschiedenste heilende Mittelchen mit nach Hause nehmen. Von dort stammen Fraisenhäubchen, –hemdchen und die Loretoglöckchen.

Die Wallfahrt unternahm man wegen Besessenheit, Verzauberung, Kopfleiden und Fraisen.

Im Kloster Eichstätt, in Oberbayern, erhielt man das beliebte Walpurgaöl. Schon seit dem Jahr 1042 soll dort aus dem Sarkophag der heiligen Walpurga zwischen 12. Oktober (als ihre Gebeine dorthin kamen) bis zum 25. Februar (ihrem Todestag) ein Öl austreten. Es ist eine klare, farb- und geschmacklose Flüssigkeit, die sich tropfenartig unter dem Sargstein bildet. Das Öl wird durch silberne Rinnen geleitet und in vergoldeten Schalen gesammelt. Man füllte es in kleine Glasfläschchen und verkaufte es besonders zur Krankenheilung. Auch heute kann man das Öl noch an der Klosterpforte gegen eine Spende erwerben. Früher bewahrte man es oft in sehr hübschen Fläschchen, Walpurgisbüchslein oder Walpurgiskästchen auf. Neben dem Öl bekam man dort auch die so genannten Wehenbänder, bunte Seidenbänder, die man Frauen während der Geburt anlegte. Sie waren an das Walpurgabild angerührt und mit dem Öl besprengt worden.

Die schwarze Madonna von Altötting hat ihre Farbe von einer chemischen Veränderung der Fassung und dem Kerzenruß. Sie war die wichtigste bayrische Wallfahrt. Besonders Gegenstände, die in der Volksheilkunde eine Rolle spielten, nahm man von dort mit. Schluckzettel oder -bildchen, konnte man hier ebenso erwerben, wie kleine schwarze Schabfigürchen, Nachbildungen der Madonna, von denen man im Krankheitsfall etwas abfeilte oder sie zerstieß, mit Wasser vermischte und einnahm.

An verschiedenen Wallfahrtsorten konnte man Heiligen Längen erwerben. Sie gehören zu den seltsamsten kultisch- magischen Heilpraktiken, stehen im Zusammenhang mit Binde- und Lösezaubertechniken und sollten gegen Feinde und Zauberei helfen.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2014

Glaube? Aberglaube? – Volksfrömmigkeit - Dokumentation der Ausstellung im Kulturgut Hausruck vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.