Aberglauben im Leben
Initiation

Bräuche rund um das Erwachsenwerden sind bei uns nicht so wichtig, wie in manchen anderen Kulturen. Erstkommunion und Firmung erfüllen aber diese Funktion. In Ottnang gab es einen urtümlichen Initiationsritus, bei dem der Vater den jungen Mann durch einen gespaltenen Baum einem „Paten“ reichte. Der heute in Vergessenheit geratene Spruch dazu endete mit den Worten: „…So Boidsbua, iatzt kriagst de Kraft vo an Bam - iazt gheast za ins Mannsbüda!“. Der Baum wurde nun wieder zusammengefügt und mit Weiden verbunden, der junge Mann pflegte den „Mannwerdungsbaum“ bis an sein Lebensende. Manchmal machte man sich auch den Scherz und ließ den Baum zu einem „Feigenbaum“ werden, indem man das Loch im Baum nicht heilen ließ. Der Zusammenhang mit Baumkulten, Wiedergeburtsbräuchen und die starke Sexualsymbolik sind unübersehbar.

Autoren: Irene und Christian Keller, 2014

Glaube? Aberglaube? – Volksfrömmigkeit - Dokumentation der Ausstellung im Kulturgut Hausruck vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.