Eng verbunden mit dem Wallfahrtswesen sind die Votivgaben. Sie zeigen in eindrucksvoller Weise die Art des Denkens der Opfernden, Teile wurden für das Ganze geopfert, sympathetische Handlungen vollzogen oder Krankheitsdämonen verbannt.
1. Lebende Tiere:
Besonders schwarze Hühner wurden bis etwa 1900 „geopfert“. Es war aber kein wirklich blutiges Opfer, man brachte sie in Hühnersteigen in die Kirche und sie wurden dann zu deren Nutzen verkauft. Hühneropfer waren bis 1900 nachweisbar. In Geiersberg werden sie dennoch in den Pfarrakten als „Blutopfer“ bezeichnet. Auch Veit und Valentin wurden schwarze Hühner geopfert, dies sollte gegen Fraisen und Epilepsie helfen. Man glaubte die (dämonische) Krankheit auf das Tier übertragen zu können.
2. Votivbilder:
Früher befanden sich in den Kirchen und Kapellen eine Unmenge von Votivtafeln. Sie stellten Unglücksfälle und Krankheiten dar, bei denen Hilfesuchende durch Anrufung des Heiligen gerettet worden waren. Zu der Kirche von Hofkirchen an der Trattnach sollen 149 solche Tafeln gegeben worden sein. Leider sind sie heute alle verschwunden.
3. Identifikationsopfer:
Darunter versteht man Wachs-, Eisen-, Silber-, Holz- und Tonvotive, die menschliche Figuren, Körperteile, Tiere, Häuser usw. zeigen. Als Art von Analogiezauber ließ man den schmerzenden und kranken Körperteil bei seinem Heiligen.
4. Krötenopfer:
Krötenvotive wurden besonders für Frauenleiden gegeben, da man sich die Gebärmutter als lebendes Wesen, meist als Kröte, vorstellte.
5. Wachsopfer im Gewicht und große Kerzen:
Manchmal wurden Wachsopfer in der Schwere der Person gegeben. Leider haben sie sich nicht erhalten, weil man aus ihnen Kerzen goss. Auf einem Votivbild von 1685 wird z.B. ein Wachsbild von 56 Pfund versprochen.
6. Holzvotiv in Form einer Lunge:
Diese gab es nur im Innviertel, z.B. in Maria Schmolln und Neukirchen an der Enknach.
7. Löffelopfer, Hammeropfer u. a.:
Löffel wurden bei Hals- Mund- und Zahnleiden oft mit Salz gefüllt, weil es magische und abwehrende Eigenschaften hatte. Man fand bis 1930 im Innviertel noch bei kleinen Wallfahrten wie Neukirchen oder Ach solche Votive. Hämmer mit Herzen waren Votive für eheliche Fruchtbarkeit. Dies geht vermutlich noch auf Thors Hammer zurück. Sie wurden z.B. in Brunnental bei Schärding gespendet.
8. Eisen:
In Oberösterreich sind sie meist nicht figural sondern als Hufeisen und Ketten besonders dem heiligen Leonhard gestiftet worden. In Geiersberg sind sogar an der Kirchentüre noch einige Hufeisen zu finden, die lange Eisenkette, die die Kirche umgab, ist leider verschwunden, vermutlich hat man sie eingeschmolzen. Figurale Tieropfer fand man in Oberösterreich nur in Valentinshaft (hl. Georg), Werfenau und Lauffen.
9. Tonkopfurnenvotive:
An vier Stellen im Innviertel gab es die als maskenartige Vogelgesichter oder Männer- und Frauenköpfe gestalteten Gefäße. Die Köpfe sind oben offen zum Einfüllen von Getreide. Es sollten an drei oder neun Orten zusammengebettelte Sorten sein. In Haselbach füllte man nur Korn und drei Eier ein. Sonst gab es sie noch in Valentinshaft für den hl. Valentin, in Haigermoos für Johannes den Täufer und in Hart für den heiligen Sebastian. Valentin, Johannes der Täufer und Sebastian wurden gegen Krankheiten wie die Fraisen, Epilepsie und die Pest angerufen. Wie die meisten Votive ist auch dieses in einer Analogie begründet, man hielt den Kopf für den Sitz des Krankheitsdämons, deshalb gab man einen Kopf als Votiv, um damit den Dämon loszuwerden. Das vermischte Getreide könnte die Verwirrung im Kopf des Kranken symbolisieren.
10. Unfall- und krankheitsbezeugende Votive:
Es waren Geräte, an denen man sich verletzt hatte, Münzen, die Kinder verschluckt hatten oder Ketten von Zähnen für die heilige Apollonia, die für Zahnkrankheiten angerufen wurde. Auch sie sind heute fast alle aus den Wallfahrtskirchen verschwunden. In Oberthalheim soll um 1900 noch alles voll mit solchen Votiven gewesen sein, nach einer Kirchenrenovierung entsorgte man sie aber.
Autoren: Irene und Christian Keller, 2014
Glaube? Aberglaube? – Volksfrömmigkeit - Dokumentation der Ausstellung im Kulturgut Hausruck vom 26. April bis 2. November 2014 und 2017.