Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde auch die goldene Zeit der Goldmacherkunst genannt. Nebst dem Habsburger Kaiser Rudolf II . gehörte Vilém von Rosenberg zu deren bedeutendsten Gönnern. Auf dem Rosenberger Hof entstand nach Prag das zweitgröβte Zentrum der hermetischen und alchemistischen Künste. Begeisterte Gelehrte sowie listige Betrüger forschten nicht nur im Prager Rosenbergpalast, sondern auch an verschiedenen Orten des südböhmischen Dominiums Viléms (Wilhelms) – in Třeboň (Wittingau), Prachatice (Prachatitz), vor allem aber in Český Krumlov (Krumau), im sogenannten südböhmischen Mekka der Alchemisten. Unter den Rosenberger Alchemisten wirkte z. B. der bedeutende böhmische Arzt und Naturwissenschaftler Tadeáš Hájek aus Hájek, welcher dank seiner breiten wissenschaftlichen Kenntnisse auch die Rolle des Beurteilers der alchemistischen Anwärter ausübte.
Während der Regierung von Vilém (Wilhelm) verweilte in Třeboň (Wittingau) unter anderen auch der berühmte Alchemist Edward Kelley, welcher nach der angeblichen Heilung des Herrschers von einer schweren Krankheit unter dem böhmischen Adel berühmt wurde und selbst dem Kaiser Rudolf II . seine Künste zeigte. Seitdem lebte Kelley abwechselnd in Prag und Třeboň (Wittingau) und diente zwei Herren. Zeugen berichteten, dass sie gesehen hätten, wie er vor dem Kaiser Erz in pures Gold verwandelte und so die Bewunderung des Kaisers gewann.
Was war die Hauptaufgabe eines Alchemisten? Die anspruchsvollen Adeligen der Renaissanceepoche erwarteten das Finden des Steins der Weisen, eines roten Pulvers oder von Tinkturen, die gewöhnliche Erze in Gold verwandeln würden.
Unter dem gehobenen Namen Lebenselixier, als begehrenswerte Tinktur vieler adeliger Mäzene, konnte auch nur ein Mittel gemeint sein, welches die Manneskraft dahingehend stimulieren und ihm dazu verhelfen sollte, den gewünschten Nachfolger zu zeugen.
Im Zentrum des alchemistischen Labors war ein Ofen mit einer ewigen Flamme. Ein wichtiger Teil der Ausstattung waren viele gläserne und tönerne Kolben, Zangen, Blasebälge, Kessel und verschiedene geheime Requisiten. Auf einem Ehrenplatz befand sich eine menschliche Hirnschale. Der Alchemist arbeitete mit Kräutern, Gewürzen, Milch, aber auch mit Blut und menschlichen oder tierischen Ausscheidungen. Nach dem Muster seines Herren widmete sich auch der bekannte Teichgründer und Rosenberger Regent Jakub Krčín der Alchemie. Ebenfalls zeigte Petr Vok (Peter Wok) von Rosenberg Interesse für Alchemie, wobei er dieser Kunst eher skeptisch gegenüberstand und nie so viel Zeit und Geld investierte wie sein Bruder.
Die Herren von Rosenberg. Vom Wirken und Erbe einer Adelsfamilie – Dokumentation zur Sonderausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Arkadengang im Schlosshof) vom 10. Juni bis 28. August 2022. Die Ausstellung wurde 2011 vom Regionalmuseum Krumau Český Krumlov (Mgr. Filip Lysek und Mgr. Ivan Slavik) und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Fritz Fellner) unter Mitwirkung des Tschechischen nationalen Denkmalinstituts konzipiert und gestaltet. 2022 wurde sie, ergänzt um einige Tafeln, erneut im Mühlviertler Schlossmuseum gezeigt. Die Bilder stammen aus den genannten Institutionen.