Die Bierbrauerei

Das Bier wurde auf den Rosenberger Gütern schon immer gebraut, wenn auch lange nur für den Eigenbedarf. Den Gewinn vom Bier bekam der Besitzer des Herrenguts in Form von Abgaben der Brauereien und Tavernen. Zu einer Wende kam es im 15. Jhdt., als der Adel sich des wirtschaftlichen Nutzens bewusst wurde und sich selbst diesem Unternehmenszweig zuwandte. Seit dem 16. Jhdt. wuchs die Anzahl der Herrschaftsbrauereien rapide. Während der Regierungsperiode Viléms (Wilhelms) von Rosenberg gab es auf dem Gebiet des Dominiums vierundzwanzig Bierbrauereien und der Bierhandel stellte den größten Einkommensanteil jedes der Rosenberger Herrschaftsgüter dar, ausgenommen von Třeboň, wo die Fischzucht ebensoviel einbrachte.


Zu den größten Produzenten des Rosenberger Biers gehörten die Bierbrauereien in Česky Krumlov (Krumau) und Třeboň (Wittingau). Der größte und reichste Betrieb lag jedoch nicht in Südböhmen, sondern war eine neue Bierbrauerei, die um das Jahr 1579 im fernen Dominium in Roudnice nad Labem (Raudnitz an der Elbe) im Bezirk Litoměřice (Leitmeritz), gebaut wurde. Die Stadt gelangte 1577 durch Kauf an die Rosenberger.

Das Bier war damals nicht nur ein Getränk, wie wir es heute kennen, sondern wurde auch zum Kochen, vor allem aber für die Zubereitung von Suppen und Soßen verwendet. Am häufigsten wurden die „weißen“ Weizenbiere gebraut, seltener „rotes“ Gerstebier, auch „altes“ oder „bitteres“ genannt, das jedoch im Geschmack stärker und in der Lagerung teurer war.
Außerdem brachte der Verkauf von Malz und Hefe Einnahmen.

Jeder Brauvorgang bestand aus mehreren Schritten. Der erste war die Mälzung, wo aus dem auf dem Malzboden gelagerten Getreide durch Befeuchtung eine Keimung hervorgerufen wurde. Danach erfolgte eine Trocknung des Rohstoffes und eine Zerkleinerung in einer Mühle. Zentrum jeder Brauerei war das Sudhaus, wo man das gemahlene Malz mit weiteren Zutaten wie Hopfen vermengt und anschließend gekocht hat. Danach wurde es abgeseiht und man ließ es abkühlen. Nach der Gärung wurde das Bier in Fässer gefüllt und für die Kundschaften auf Lager gelegt.

Die Grundeinrichtung der Bierbrauerei waren die Kupferpfannen (Kessel) zum Kochen des Bieres, außerdem gehörten unterschiedliche Bottiche, Kannen, Fässer, Trichter, Siebe, Rührwerke, Messgefäße für Getreide und weitere Instrumente zu deren Bestand. Die Hauptaufsicht in den Brauereien wurde vom Hauptmann ausgeführt, die Herstellung kontrollierte der Braumeister, der auch die wichtigste Person in jeder Brauerei war. Des Weiteren waren auch Mälzer, Schrotter, Köche, Binder und andere Berufsgruppen in diesem Gewerbe vertreten.

Die Herren von Rosenberg. Vom Wirken und Erbe einer Adelsfamilie – Dokumentation zur Sonderausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Arkadengang im Schlosshof) vom 10. Juni bis 28. August 2022. Die Ausstellung wurde 2011 vom Regionalmuseum Krumau Český Krumlov (Mgr. Filip Lysek und Mgr. Ivan Slavik) und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Fritz Fellner) unter Mitwirkung des Tschechischen nationalen Denkmalinstituts konzipiert und gestaltet. 2022 wurde sie, ergänzt um einige Tafeln, erneut im Mühlviertler Schlossmuseum gezeigt. Die Bilder stammen aus den genannten Institutionen.