Sagen, Legenden,
Märchen

Zu der bedeutendsten gehört die Sage der Weißen Frau von Rosenberg. Ihr Vorbild war wahrscheinlich Perchta, die Tochter des Oldřichs (Ulrichs) II . von Rosenberg, die im Jahr 1449 mit dem mährischen Adeligen Jan (Johann) von Lichtenstein verheiratet wurde. Die lieblose Ehe mit ihrem Mann war vor allem wegen des reichen Eheguts geschlossen worden und verlief von Anfang an unglücklich für beide Seiten. Perchta litt in der Familie ihres
Mannes sowohl psychisch als auch physisch. Kurz vor ihrem Tod bat sie angeblich ihr Ehemann um Vergebung, aber sie lehnte ab und Jan (Johann) von Lichtenstein verfluchte sie daraufhin. Seitdem besucht der Geist der unglücklichen Perchta die Rosenberger Burgen und Schlösser. Ihr Erscheinen bedeutet ein wichtiges Ereignis im Leben der Familie. Falls sie rote Handschuhe trägt, symbolisiert es kommendes Feuer, weiße Handschuhe weisen auf ein fröhliches Ereignis hin, wie zum Beispiel eine Hochzeit oder eine Geburt, schwarze Handschuhe hingegen deuten den Tod an.


Mit der Weißen Frau Perchta hängt auch die folgende Erzählung zusammen: Nachts habe sie oft, als die Ammen schliefen, alleine auf die Kinder ihrer Verwandten aufgepasst. Eine besondere Pflege widmete sie dem letzten Nachkommen Petr Vok (Peter Wok). In einer Nacht kam sie zur Amme und sagte ihr: „Pflege das Kind und wenn es groß wird, erzähle ihm, dass ich es geliebt habe. Zeig ihm auch die Stelle, wo ich immer verschwunden bin.“ Dann schaute sie zum letzten Mal in die Wiege, küsste das Kind und verschwand in der Wand. Seitdem wurde sie nicht mehr im Schloss gesehen. Als Petr Vok (Peter Wok) erwachsen war, ließ er die Wand durchbrechen, in der die Weiße Frau verschwand, und fand an der Stelle einen Schatz.

Der oben erwähnte Oldřich (Ulrich) II . von Rosenberg versuchte zu beweisen, dass die Rosenberger mit dem alten italienischen Fürstengeschlecht der Orsini verwandt seien. Diese Legende unterstützte auch Vilém (Wilhelm) von Rosenberg, der in die Rosenberger Wappen die Attribute des Geschlechts der Orsini einband. Seit dem 16. Jhdt. werden daher auch die im Krumauer Schlossgraben lebenden Bären, das Wappentier der Orsini, gezüchtet.

Auch mit einer alten Linde im Hof des Klosters Zlatá Koruna (Goldenkron) ist eine Legende verbunden. Angeblich erhängten hier die Hussiten im 15. Jhdt. einige Mönche. Zur Erinnerung wachsen heute Blätter in Form der Mönchskappe auf dem Baum.

In der Gruft von Hohenfurt liegen fast alle Rosenberger begraben . Eine Sage erzählt, dass sie am Tisch sitzen, um die Familiengemeinschaft zu symbolisieren, zusammen auf die Auferstehung warten und auch weiterhin die stolzen Herren bleiben, wie damals während ihrer Regentszeit. Eine neulich durchgeführte archäologische Forschung ergab allerdings, dass die Rosenberger, genau wie alle anderen Sterblichen, in Särgen begraben wurden und nicht in einer gemeinsamen Gruft ruhen.

Die Herren von Rosenberg. Vom Wirken und Erbe einer Adelsfamilie – Dokumentation zur Sonderausstellung im Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Arkadengang im Schlosshof) vom 10. Juni bis 28. August 2022. Die Ausstellung wurde 2011 vom Regionalmuseum Krumau Český Krumlov (Mgr. Filip Lysek und Mgr. Ivan Slavik) und Mühlviertler Schlossmuseum Freistadt (Fritz Fellner) unter Mitwirkung des Tschechischen nationalen Denkmalinstituts konzipiert und gestaltet. 2022 wurde sie, ergänzt um einige Tafeln, erneut im Mühlviertler Schlossmuseum gezeigt. Die Bilder stammen aus den genannten Institutionen.