Literatur in Oberösterreich vom 8. bis zum 16. Jahrhundert
Wenngleich im Mittelalter Latein die Sprache der Kirche sowie der geistigen Elite und somit der Literatur war, liegen in der Zeit des frühen Mittelalters auch die Anfänge der deutschsprachigen Literaturproduktion, meist in Form von Glossen oder – etwas später – in Form von Übersetzungen lateinischer Werke.
Die im Frühmittelalter gegründeten Klöster, in Oberösterreich v. a. Mondsee, Kremsmünster und St. Florian, waren die ersten Kulturzentren im Land, hier liegen auch die Anfänge der Schriftkultur. In den klösterlichen Skriptorien wurden nicht nur prachtvolle Handschriften geschaffen, hier entstanden zudem geistliche Dichtungen, zumeist wiederum in Latein.
Dennoch etablierte sich ab dem 12. Jahrhundert sukzessive eine volkssprachliche Dichtung mit profanem Inhalt, deren erste bekannte Werke hierzulande dem so genannten Donauländischen Minnesang zugerechnet werden; als dessen Vertreter ist u. a. Dietmar von Aist bekannt. Dieser frühe Minnesang weist also geografische Verbindungen zum Gebiet des heutigen Oberösterreich auf, ebenso wie das um 1200 erstmals niedergeschriebene Nibelungenlied. Kein Jahrhundert später entstand eines der – neben dem Epos über die Nibelungen – wohl bekanntesten Werk des Mittelalters mit Bezug zu Oberösterreich: die Verserzählung Helmbrecht, die nun nicht mehr ritterliche Ideale, sondern vielmehr deren Pervertierung in den Mittelpunkt rückt.
Die Literatur des späten Mittelalters wurde immer vielfältiger, die deutsche Sprache emanzipierte sich zusehends. Und während die so genannte höfische Kultur ihren Einfluss verlor, wurden die Städte zu Zentren der Literaturproduktion, wenngleich in Oberösterreich die städtische Kultur und das Bürgertum weniger markant ausgeprägt waren als in anderen Regionen. In den Städten entstanden eine umfangreiche Gebrauchsliteratur in Form von Reimreden, Sprüchen sowie Fabeln und Schachallegorien, aber auch Predigten und Legenden. Literatur sollte in diesem Kontext eine Unterhaltungsfunktion erfüllen und zudem belehrend sein. Im ausklingenden Mittelalter ist in den Städten Oberösterreichs v. a. der Meistersang nachweisbar, der auch gleichzeitig einen Übergang zur Zeit der Renaissance und somit zur Frühen Neuzeit darstellt.
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